Der Bücherfresser
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Arno Schmidt las Bücher nicht einfach, sondern er fraß sie. Gemeint ist damit, daß für Schmidt das Lesen nicht erbauliche Zerstreuung und Zeitvertreib war wie für das Gros der Literaturleser, sondern eben so etwas wie die Aufnahme neuer Nahrung. Schmidt las Bücher, um sich selbst zu stärken, um etwas, was dem eigenen Organismus zugute kommen konnte, herauszuholen: Kenntnisse, Erfahrungen, Formulierungen. Und das, was Schmidt sich aus gelesenen Fremdtexten herausholte, wurde anschließend in aller Regel Schmidts eigenem Werk einverleibt: es wurde mehr oder weniger kräftig verdaut, einem Stoffwechsel unterworfen, auf diese Weise einer höchst produktiven Wiederverwertung unterzogen. In „Der Bücherfresser“ werden bestimmte Teilbereiche des von Arno Schmidt rezipierten Bücherkosmos inventarisiert. Der Zugriff ist primär ein katalogischer; Ziel ist es, die jeweiligen Teilbereiche systematisch zu durchforsten und zu schauen, was Schmidt alles gefressen und was verdaut hat – und was er wo einer Wiederverwertung unterzog. Auf dem Speiseplan stehen gut zweihundert Bücher, manche davon gleich mehrfach: als Hors d’œuvre neun verbummelte Bücher, als zweiteiliges Hauptgericht 94 Rowohlt-Bücher, als Sorbét fünfzig nicht übersetzte Bücher, als Käseplatte 34 Joyce-Bücher, als Dessert vierzig zettelverträumte Modernisten. Guten Appetit!