Die Novelle als Gegenwartsliteratur
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Zu den bemerkenswertesten, aber bislang wenig untersuchten Veränderungen im Gattungssystem der deutschsprachigen Literatur des ausgehenden 20. Jahrhunderts gehört die Wiederkehr der Novelle seit den späten siebziger Jahren. Galt doch die Novelle – immerhin die Leitgattung des realistischen Schreibens im 19. Jahrhundert – nach 1945 als unzeitgemäß, als ‚tote’ Gattung. Die Analyse dieser ‚unerhörten Wende’, in deren Folge die Novelle (wieder) zu einer innovativen Gattung wurde, die Fragen nach den literaturhistorischen Gründen dieses Wandels wie nach dessen gattungstheoretischen Konsequenzen bilden den Kern dieser Studie. Dass sich die Revitalisierung der Gattung dabei vor allem dem intertextuellen und intermedialen Spiel der Texte mit dem Gattungsstereotyp ‚Novelle’ verdankt, wird anhand von vier Novellen kanonischer Autoren aus dem Epochenkontext der Postmoderne exemplarisch vorgeführt: Martin Walsers ‚Ein fliehendes Pferd’ (1978), Friedrich Dürrenmatts ‚Der Auftrag’ (1986), Patrick Süskinds ‚Die Taube’ (1987) und Günter Grass’ ‚Im Krebsgang’ (2002).