Conflicting reports
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Multiperspektivität und unzuverlässiges Erzählen sind narrative Verfahren, die die semantische und interpretatorische Geschlossenheit von Erzähltexten bewusst durchbrechen und damit eine Diversifizierung der im Text präsentierten Wirklichkeitsmodelle generieren. Sind Multiperspektivität und unzuverlässiges Erzählen von der narratologischen Forschung bislang überwiegend getrennt voneinander betrachtet worden, untersucht die vorliegende Studie die Kombination und Funktionalisierung beider Phänomene im englischsprachigen Roman seit 1800. Dabei entwickelt sie im theoretischen Teil ein Typenmodell zur Differenzierung und Analyse unterschiedlicher Kombinationsmöglichkeiten von Zuverlässigkeit und Unzuverlässigkeit im mehrperspektivischen Roman und evaluiert die rezeptionsästhetischen und philosophisch-erkenntnistheoretischen Implikationen dieser Textsorte. Im textanalytischen Teil werden zehn ausgewählte Romane des ausgehenden 18. bis frühen 21. Jahrhunderts untersucht, in denen das Zusammenspiel multiperspektivischer und unzuverlässiger Erzähltechniken zur Auffächerung der Textwelt in variable, heterogene und bisweilen sogar inkompatible conflicting reports führt.