Krims Märchen oder Einblicke in eine fremde Welt
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Der Titel Krims Märchen ist natürlich eine Irreführung, aber zugleich eine reizvolle Wortspielerei, die neugierig machen soll auf eine berühmte europäische Kulturregion, die seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion wieder aus dem Windschatten der Geschichte herausgetreten ist, deren große Zeit aber schon über hundert Jahre zurückliegt und die hauptsächlich mit einem Mythos – Iphigenie auf Tauris – und einem Klischee – Krimsekt und Kaviar – identifiziert wird. Die vorliegenden Geschichten sind aus einem mehrmonatigen privaten Arbeitsaufenthalt als Lehrer für Deutsch in Simferopol entstanden. Während dieser Zeit lebte Papis als Gast bei einem russischen Ehepaar und hatte Gelegenheit, den russisch-ukrainischen Alltag in seinen vielen Facetten kennenzulernen. Die dabei entstandenen Texte geben Eindrucke und Erfahrungen gegenwärtigen wie vergangenen Lebens auf der Krim in seiner ganzen faszinierenden Fremdheit wieder: vom Tag des Sieges am 9. Mai über die Erben von Dschingis Khan und Begegnung mit einer ehemaligen Zwangsarbeiterin auf einem alten Friedhof bis hin zum Ferienaufenthalt in einem russischen Sanatorium mit seinen zahlreichen Überraschungen. Historisch spannt sich der Bogen von den Skythen über die Griechen, Römer, Hunnen, Tataren und Türken bis zu Katharina II.; das geistig-kulturelle Leben wird vor allem durch Puschkin und Cechov repräsentiert; die aristokratische Vergangenheit durch den Livadija- und den Voroncovapalast, und der geografische Horizont erstreckt sich von Sewastopol bis Kertsch. Und so sind Krims Märchen kein Reiseführer, sondern eine (hoffentlich) unterhaltsame Lektüre für diejenigen, die mehr und anderes wollen als „objektive Information“.