Villacher Zeitbilder aus der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts
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In einer gekonnt gruppierten Abfolge von Anekdoten und Miniaturen schildert Walter Watzinger den Villacher Alltag der dreißiger Jahre, als er in der Widmanngasse im Hause der Großeltern eine glückliche Kindheit verbrachte. Längst untergegangene Gewerbebetriebe, städtische Originale und fahrendes Volk werden durch ihn höchst anschaulich beschrieben. Mit einem wachen Sinn für die sozialen Unterschiede berichtet er aus der Perspektive des Kindes von den Alltagsnöten der kleinen Leute, aber auch von den sich ständig verschärfenden politischen Konflikten. Watzinger schildert den Weg vom Anschlussjubel zum Kriegsalltag mit einer durchaus kritischen Distanz. Die hohlen Phrasen der HJ-Führer stoßen ihn ab, gegen ihre brutal zur Schau gestellte Macht möchte er sich empören, aber er muss sich anpassen, um die ersehnte Aufnahme in die Lehrerbildungsanstalt zu erreichen, muss alle Stationen körperlicher Aufrüstung und ideologischer Indoktrinierung durchlaufen, die für männliche Jugendliche in der NS-Diktatur vorgeschrieben sind (HJ- Lager, Wehrertüchtigungslager, Reichsarbeitsdienst). Über weite Strecken verlässt sich Watzinger nicht auf die trügerische eigene Erinnerung, sondern stützt sich auf zeitgleich geführte Tagebuchaufzeichnungen und schriftliche Quellen.