Als Reisen eine Lust war
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Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen, sagt der Volksmund, aber manchmal darf man es eben nicht. Das gilt auch für die klassische Italienreise, Kavaliersreise oder Grand Tour, zu der seit der Renaissance bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts Männer aufbrachen, um die Wiedergeburt römisch-griechischer Kultur in Italien mit eigenen Augen zu sehen. Die Intention solcher Auslandsaufenthalte war, junge Aristokraten auf eine Karriere in Gesellschaft und Staat vorzubereiten. Daneben gab es aber auch noch eine zweite Motivation, die in der Literatur zum Thema als deren „geheimer Zweck“ meist nur gestreift wird. Dahinter steht, dass in der italienischen Renaissance neben Cicero nämlich auch die „große Hetäre“ des Altertums als Kurtisane ihre Wiederauferstehung feierte. Italien hatte sich seit langem den Ruf außerordentlicher Lasterhaftigkeit erworben. Venedig nannte man das „Bordell Europas“, die Hauptstadt der Christenheit wenig schmückend „caput cauda“. Fern aller heimischen Zwänge wollte und sollte sich der junge Herr dort „austoben“. So haben sich zahlreiche, intime Berichte die Zeiten überdauert; oft von denen, die sie nie zu veröffentlichen gedachten. Eine große Anzahl von noch heute bekannten VIPs, wie der Philosoph Montaigne, der Autor BrantÛme, der Reiseschriftsteller Thomas Coryate, die drei Goethes, der Dichter Lord Byron u. v. a. mehr haben Spuren hinterlassen, denen dieses Buch jenseits der großen Geschichte nachgeht.