Gesprächsanalyse
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Wer also heutzutage noch eine gesprächsanalytische Untersuchung durchführen möchte und seine wissenschaftstheoretische und methodologische Schulung nicht ganz vergessen hat, der muss sich – erst recht als Kommunikationswissenschaftler – innerhalb des Gesamts unterschiedlichster methodisch und theoretisch orientierter gesprächsanalytischer Ansätze positionieren. Das heißt vor allem, in einer Darstellung der wichtigsten Ansätze und in einer kritischen Auseinandersetzung damit zur Begründung und Konturierung des eigenen kommunikationswissenschaftlich orientierten Vorgehens zu gelangen. Für diese sehr aufwendige und anspruchsvolle Aufgabe gibt es in der Literatur allerdings so gut wie gar keine Vorbilder. Und trotz einiger kritischer Stellungnahmen aus kommunikationswissenschaftlicher und kommunikationstheoretischer Perspektive zu dem in der gesprächsanalytischen Theorie und Praxis herrschenden Eklektizismus und unzureichenden Methodenbewusstsein (z. B. von Ungeheuer, Richter/Schmitz und anderen) fehlt es doch an einer grundlegenden und umfassenden kommunikationswissenschaftlichen Auseinandersetzung mit der gegenwärtigen Lage auf dem Gebiet gesprächsanalytischer Forschung, der zugleich die konstitutiven kommunikationswissenschaftlichen Vorannahmen und Grundlagen einer gesprächsanalytischen Untersuchung gegenübergestellt würden. In dieser Situation ist die vorliegende Studie von Florian Kroll, die diese bislang fehlende kommunikationswissenschaftliche Auseinandersetzung ein wichtiges Stück weit führt, ein willkommener und wichtiger Beitrag zur Gesprächsforschung im Allgemeinen und zur kommunikationswissenschaftlichen Gesprächsanalyse im Besonderen. Zwar hatte sich Florian Kroll ursprünglich nur vorgenommen, Beratungsgespräche mit ausländischen Gaststudenten auf jene kommunikativen Handlungen der Gesprächsteilnehmer hin zu untersuchen, »mittels derer sie ihre Gesprächsziele definieren, verfolgen und gegebenenfalls verteidigen«. Doch indem er dann daran geht, wie es in wissenschaftlichen Arbeiten üblich ist, die theoretischen und begrifflichen Grundlagen seiner eigenen gesprächsanalytischen Arbeit zu klären und seine Studie innerhalb des Gebietes empirischer Gesprächsforschung zu verorten, erkennt und akzeptiert er sogleich auch die Notwendigkeit einer solchen grundlegenden Auseinandersetzung mit der gegenwärtig vorherrschenden Gesprächsforschung in ihren unterschiedlichen Ausprägungen. Konzentriert und mit Blick für das Wesentliche und Notwendige legt Florian Kroll seine kommunikationstheoretischen Grundlagen dar, hier vor allem bezogen auf den Verständigungsbegriff, die Kommunikationssemantik, den Begriff der Kooperation, den Primat des Dialogischen und schließlich die Besonderheiten interkultureller Kommunikation, um sich dann vor diesem Hintergrund mit den weithin verwendeten und nur zum Teil explizierten und diskutierten Methoden der Gesprächsanalyse auseinanderzusetzen.