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Die Disziplinierung des ökonomischen Wandels

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Um in zeitgenössischen Ökonomien erfolgreich zu sein, wird neben den traditionellen Produktionsfaktoren auch eine zunehmend große Menge an spezifischem Wissen benötigt. Einer der zentralen Wissenslieferanten der sowohl Wirtschaftspolitik und (Finanz-)Märkte als auch die mediale Öffentlichkeit mit wirtschaftswissenschaftlichem Wissen versorgt, steht im Mittelpunkt dieses Buches: die Konjunkturforschung. Sie arbeitet in einem Spannungsfeld zwischen wirtschaftspolitischer Beratung und öffentlichem Diskurs und muss dabei Kriterien wissenschaftlicher Vorgehensweisen erfüllen. Zudem produziert sie Wissen über noch in der Zukunft liegende Ereignisse, das letztlich alle Mitglieder westlich-industrialisierter Gesellschaften betrifft. Damit stellt sie ein äußerst relevantes Feld wissenschaftssoziologischer Forschung dar. Die „Disziplinierung des wirtschaftlichen Wandels“ bedeutet in Reichmanns Studie zweierlei: Einerseits geht es um den im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts entstandenen Wunsch die wirtschaftliche Entwicklung durch politische Maßnahmen in den Griff zu bekommen. Der ökonomische Wandel sollte diszipliniert werden, indem Wissen über seine zukünftige Entwicklung produziert wurde. Andererseits geht es um die Entwicklung der Konjunkturforschung hin zu einer theoretisch begründeten und methodisch arbeitenden wissenschaftlichen Disziplin. Anhand der Konjunkturforschung in Österreich werden die Geschichte der Institutionalisierung und die Entwicklung der Methoden, mit denen wirtschaftlicher Wandel diszipliniert werden sollte, analysiert. Die Konjunkturforschung stellt sich zunächst als Sammelbecken einiger später zu Weltruhm gelangter Ökonomen dar. Nach dem Zweiten Weltkrieg avanciert sie zur wichtigsten, sich selbst stets erneuernden Beraterin der Wirtschaftspolitik. Gleichzeitig zeigt sie durch die verstärkte Verwendung und Weiterentwicklung quantitativer Daten und Methoden die methodische Richtung innerhalb der Ökonomie und der Sozialwissenschaften an. Um der Herausforderung, Wissen über die Zukunft herstellen zu können, gerecht zu werden, entwickelt sie zudem innovative Formen kollektiver epistemischer Prozesse, in denen auch diskursive und qualitative Elemente eine maßgebliche Rolle spielen.

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Die Disziplinierung des ökonomischen Wandels, Werner Reichmann

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2010
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