Dokumentation / 1. Spiekerooger KlimaGespräche
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Klimawandel erfordert Kulturwandel Erste Spiekerooger Klimagespräche Über dreißig namhafte Vertreter der Sozial-, Kultur- und Geisteswissenschaften diskutierten anlässlich der ersten Spiekerooger Klimagespräche (29. bis 31. Oktober 2009) über den gesellschaftlichen Umgang mit dem Klimawandel. Die Expertengespräche fanden auf Initiative von Prof. Dr. Reinhard Pfriem, Vorsitzender von CENTOS, Zentrum für wirtschaftswissenschaftliche Umwelt- und Nachhaltigkeitsforschung der Universität Oldenburg, unter der gemeinsamen wissenschaftlichen Leitung mit Prof. Dr. Wolfgang Sachs, Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie, und Prof. Dr. Ludger Heidbrink, Kulturwissenschaftliches Institut Essen sowie in Kooperation mit dem Galerie und Künstlerhaus Spiekeroog statt. Gefördert wurde die Tagung von der Projekt- und Schwergutreederei Beluga Shipping GmbH und der Metropolregion Bremen-Oldenburg im Nordwesten. „Herausfordernde Themen brauchen eine besondere Herangehensweise und einen ungewöhnlichen Ort“, so Prof. Dr. Reinhard Pfriem. „In der inspirierenden Atmosphäre des Galerie und Künstlerhauses Spiekeroog hatten wir gute Vorraussetzungen, einmal anders über einen gesellschaftlichen Wandel nachzudenken.“ Anders und unkonventionell wurden Diskussionen beispielsweise auf Insel-Exkursionen an den weitläufigen Stränden Spiekeroogs oder im Strandkorb geführt. In den Blick nahmen die Experten Fragen wie „Warum gibt es in der Gesellschaft kein stärkeres ökologisches Gewissen“ oder „Mit welchen gesellschaftlichen Strategien kann dem Klimawandel angemessen begegnet werden?“ Erste Antworten geben Kernaussagen, die von den Wissenschaftlern als Fazit der Klimagespräche zusammengefasst wurden (ein Auszug): 1. Die Bewältigung des Klimawandels kann nur gelingen, wenn weltweit ein größeres Maß an Gerechtigkeit hergestellt wird – auf dem Weg zu einer ökologischen Weltwirtschaft. 2. Eine klimafreundliche Gesellschaft braucht Formen der Bedürfnisbefriedigung und Anerkennung, die nicht von Konsum und Produktion abhängen. Eine Ökonomie des Wachstums und des Wettbewerbs muss durch eine Ökonomie des Teilens ersetzt werden („sharing economy“). 3. Klimawandel erfordert Kulturwandel. Technische Innovation ist hilfreich, aber nur ein Element im Umgang mit dem Klimawandel. Diese Entwicklung zur Nachhaltigkeit nutzt das Bedürfnis, sinnvoll und erfüllt zu leben. 4. Zur Bewältigung des Klimawandels brauchen die Akteure aus Staat, Wirtschaft und Gesellschaft klare Rahmenbedingungen, Zielvorgaben und Sanktionen. Unser Wissen zum Klimawandel kann nur dann zum Handeln führen, wenn klare Bezüge zu unserem Alltag deutlich werden. 5. Der enorme Handlungsdruck in der Klimawandeldebatte fordert eine inter- und transdisziplinare wissenschaftliche Arbeit, eine rein naturwissenschaftliche Betrachtung reicht nicht aus. „Mit den ersten Spiekerooger Klimagesprächen ist es gelungen, die Sozial-, Kultur- und Geisteswissenschaften aktiv in die Debatten zum Klimawandel einzubinden und wichtige Themenfelder für die Bewältigung des Klimawandels zu identifizieren“, resümiert Prof. Dr. Reinhard Pfriem. Die Klimagespräche sollen künftig jährlich auf der Nordseeinsel stattfinden, so der Wissenschaftler. Dabei wird jedes Jahr ein anderes Thema vertiefend erarbeitet.