Chlamydieninfektionen bei Milchkühen in Nordrhein-Westfalen, Prävalenz, Risikofaktoren, Kennziffern und Vorhersagewahrscheinlichkeiten
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Primäres Ziel dieser Arbeit war es, die Prävalenz von Chlamydophila spp. in zufällig ausgesuchten Milchviehbetrieben in Nordrhein-Westfalen mit Hilfe einer hoch sensitiven genus-spezifischen real-time PCR festzustellen. Dazu wurden in Betrieben mit weniger als 100 Kühen zehn Tiere je Herde und in Betrieben mit mehr als 100 Kühen 10% der Herde mittels Vaginaltupfern beprobt. Aufgrund der diskontinuierlichen Ausscheidung des Erregers wurde eine Herde als positiv eingestuft, wenn mindestens ein Tier dieser Herde ein positives Ergebnis für Chlamydophila spp. aufwies. So wurde eine Prävalenz von 61% für eine aktuelle Infektion mit Chlamydophila spp in den untersuchten Betrieben (Betriebsebene), entsprechend 13,5% der untersuchten Kühe (Einzeltierebene) festgestellt. Als zweites Ziel dieser Arbeit wurden Risikofaktoren, welche die Verbreitung des Erregers aufzeigen und die Parameter, für die sich Unterschiede zwischen positiv und negativ klassifizierten Herden und Kühen ergaben und die damit als Kennzeichen für Infektionen mit Chlamydophila spp. gelten können, mittels Fragebögen erfasst. Diese enthielten Daten aus der Milchleistungsprüfung, aus Herdenmanagementprogrammen, Tierarztdaten und Beobachtungsdaten. In Chlamydophila spp. positiv klassifizierten Betrieben konnte eine geringere Milchleistung (-513 kg/Jahr), eine geringere Anzahl an Laktationen (-0,5) und eine kürzere Rastzeit (-9 Tage) festgestellt werden. Interaktionen zwischen diesen Variablen, dem Chlamydophila Status und der Laktationsnummer waren nicht vorhanden. Als Risikofaktoren für Infektionen mit dem Erreger wurden der Zukauf von Tieren, der Einsatz von Deckbullen anstelle der künstlichen Besamung, ein fehlender separater Abkalbebereich, ungenügende Boxen- und Laufgangreinigung und unsaubere Kühe identifiziert. Als Kennzeichen für Infektionen mit dem Erreger wurden geschwollene Gelenke, Klauen und/oder Störungen im Bewegungsapparat festgestellt. Außerdem traten in den positiv klassifizierten Betrieben vermehrt Aborte, zu frühe Kalbungen und eine erhöhte Kälbersterblichkeit auf. Positive Kühe und negativ getestete Kühe aus positiven Herden wiesen ebenfalls eine geringere Milchleistung (-383 kg bzw. -298 kg), häufigere Aborte, verfrühte Kalbungen, erhöhte Kälbersterblichkeit, Nachgeburtsverhaltung, unsauberen Vaginalausfluss, erhöhte Anzahl an tierärztlichen Behandlungen nach der Kalbung und Infertilitätsbehandlungen auf; zudem war ein geringerer Zellzahlwert (-35.000 Zellen/ml bzw. -23.000 Zellen/ml) und ein höherer Besamungsindex (2,6) im Vergleich zu den Kühen aus negativ klassifizierten Betrieben (2,2) feststellbar. Als drittes Ziel dieser Arbeit wurde mit Hilfe der signifikanten Variablen in verschiedenen logistischen Regressionsmodellen eine Checkliste ermittelt, die als Ergebnis dieser Arbeit zur Verfügung steht, um den Chlamydophila-Status unbekannter Betriebe festzustellen. Mit dieser Studie ist erstmals die Prävalenz von aktuellen Infektionen mit Chlamydophila spp. in zufällig ausgesuchten Betrieben erfolgt.