Wohnen als Verortung
Autoren
Mehr zum Buch
Wenn von Deutsch-/TürkInnen die Rede ist, so sitzen diese häufig zwischen zwei Stühlen, leben in zwei Welten, haben Zuhause einen doppelten Boden oder wohnen gar Döner statt schöner. Statt nach Stühlen, Böden und Dönern sucht diese Studie nach den kleinen Dingen in deutsch-/türkischen Wohnungen. Und kommt mit ihrer Hilfe den Lebenswelten ihrer Besitzer sehr viel näher, als es alleine über Interviews und Biografieforschung möglich wäre. Angeregt durch die Frage nach den Lieblingsdingen, Erinnerungsgegenständen und Objekten von persönlicher Bedeutung werden Geschenke, Fotografien, Souvenirs und nationalkulturelle Objekte präsentiert. Dabei wird deutlich, dass Status und Lebensstil der neuen deutsch-/türkischen Mittelschicht nicht mit dem Blick auf den Nationalraum Deutschland allein erklärt werden können, sondern im Kontext von sich über nationale Grenzen hinweg ausbreitenden nationalen Räumen gesehen werden müssen. Erst durch die Wahrnehmung dieser dritten Räume wird verständlich, wie sehr das Überschreiten von Staatsgrenzen heute zur Normalität geworden ist und darüber hinaus Lebensstile prägt. MigrantInnen und Menschen mit Migrationshintergrund scheinen dabei zu den natürlichen ProtagonistInnen einer Transnationalisierung und Globalisierung zu gehören. Ihre Netzwerke und Aktivitäten spannen sich quasi von selbst über Distanzen auf. Dass aber auf Migration nicht immer geografische Mobilität folgt, wird erst an Hand der Differenziertheit von Fallbeispielen deutlich. Als wesentlicher Faktor, welcher Lebensstil prägt, kristallisiert sich deshalb letztendlich nicht Migrationshintergrund heraus, sondern Transnationalität.