Theater ohne Fluchtpunkt
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Das Erbe des Schweizer Theaterreformers Adolphe Appia beeinflusst bis heute zahlreiche Künstler. Seinerzeit bewirkten seine Reformen einen Ikonoklasmus: Appia verwarf die auf Fluchtpunkte hin ausgerichtete Kulissenbühne und deren perspektivischen Code zugunsten eines neuartigen Systems der ›szenischen Module‹. Eine wesentliche Neuerung dieser Experimente (die einer künstlerischen Grundlagenforschung gleich kamen) bestand darin, dass sie Raum und Bewegung – und damit Szenographie und Choreographie – als interdependent behandelten. Der Raum und die Körper der Akteure, im Wechselspiel mit Musik, Rhythmus sowie der damaligen technischen Innovation des elektrischen Lichts, wurden nun inszeniert als ›lebendige Kunst‹ und Ereignis. Fast ein Jahrhundert später befragt der vorliegende Band Appias Erbe erneut – ausgehend von der Beobachtung, dass es explizit oder implizit Spuren in den Arbeiten so namhafter Künstler wie Robert Wilson, William Forsythe oder der Künstlergruppe Hotel Pro Forma zeigt: In welcher Weise ist sein Vermächtnis also weiterhin künstlerisch relevant? Welchen Stellenwert erhält es im Horizont neuer Medientechnologien sowie der derzeit interdisziplinär geführten Debatte um den Raum (›spatial turn‹)? Die Beiträge aus Theater- und Tanzwissenschaft, Musikwissenschaft, Bildwissenschaft, Architektur- und Medientheorie gehen diesen Fragen nach, und im Dialog mit den Theoretikern melden sich auch Künstler aus den Bereichen Tanz, Musik und Komposition, performative Installation, Mixed Media und Netzkunst zu Wort. Mit Beiträgen von: Richard Beacham, Gabriele Brandstetter, Barbara Gronau, Ulrike Grossarth, Ulrike Hass, Jörn Peter Hiekel, Sabine Huschka, Michael Magruder, Freddie Rokem, Gerald Siegmund, Manos Tsangaris, Elizabeth Waterhouse, Freya Vass-Rhee, Birgit Wiens, Annett Zinsmeister.