Im Schloß meiner Erinnerung
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'Bereits Mitte der neunziger Jahre, also rund sieben Jahre nach der Wende, hatte Barbara Camilla Tucholski ihr Geburtshaus in Loitz, Mecklenburg-Vorpommern, in der Langen Straße als ›einen Ort des Verlassens und der Verlassenheit‹ beschrieben, der ihr zum Ort der Sehnsucht, zum Topos des ›Verlorenen Paradieses‹ geworden war. Mehr als 700 Zeichnungen zeugen von ihrer Beschäftigung mit der Stadt ihrer frühen Kindheit, die sie als knapp Sechsjährige 1953 mit ihrer Familie verlassen hatte. Was erinnert ein sechsjähriges Kind? Straßen, Wege, Räume, Zimmer? Keine klaren Konturen, verschwommene Raumfragmente, vielleicht einzelne Gegenstände, würden viele antworten. Barbara Tucholski hingegen entsinnt sich vieler Szenen, die sich hier vor über 50 Jahren abgespielt haben, etwa daß sie unentwegt mit ihrem Hund die Treppe hinauf- und hinuntergekrabbelt sei und daß ihr am frühen Morgen der Ballsaal allein gehört habe, weil alle anderen noch schliefen.' (Carmela Thiele) --- Das Buch der Künstlerin nimmt den Betrachter mit auf eine Reise in die Vergangenheit, läßt den Blick durch das verwohnte, leere Haus schweifen, dessen Tapetenfetzen noch Geschichten von damals erzählen. Mit Zeichnungen, Gemälden und Setzungen von Dingen greift Tucholski in diese verlassene Architektur ein, dreht und wendet den Blick und verwandelt sie in einen fast filmischen Kosmos der Erforschung eigener und fremder Geschichte und Gegenwart.