Grand Zappa
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Der Bürgerschreck der frühen Jahre oder das Genie im Frack – an plakativen Bildern hat es den Medien nie gemangelt. Dabei war Frank Zappa viel mehr: Komponist, Texter und Arrangeur, Bandleiter, Cutter, Mix-Ingenieur und Schallplattenproduzent, Verleger und Plattenfirmeneigner, Marketingspezialist, Drehbuchautor, Multimedia-Pionier, Techniktüftler und -erneuerer, Familienvater und Ehemann. Als Zappa 1965 mit der Band The Mothers Of Invention und dem ersten Doppelalbum der Rockgeschichte Freak Out! die Szene betrat, war das ein ungeheures Fanal. Das, was an den Grundfesten der Gesellschaft zu rütteln schien, ließ sich jedoch schwer orten – es waren Attitüde und eine Wucht an unverbrauchter Energie sowie das Bündeln verschiedenster Einflüsse, die dieses Album von den anderen seines Jahrgangs unterschieden. Dieses Konzept der geplanten Offenheit, der Einbeziehung von Einflüssen der Moderne und des konsequenten Festhaltens an seiner Kritik des American Way of Life machte Zappa für Jahrzehnte in den USA, Europa und dem Rest der Welt überaus populär. Zappa profilierte sich auch als einer der führenden und gleichzeitig stilistisch eigenständigsten Leadgitarristen. Seine markante Stimme verschaffte ihm darüber hinaus einen absoluten Wiedererkennungseffekt bei jeder Aufnahme. Mit anderen Worten: Zappa spielte die beiden besten Karten einer Rockband gleich selbst aus. Vom frühen Avantgarde-Rock hin zum Jazzrock der frühen 70er über einige Großwerke (bspw. 200 Motels) und Textmoloche (Billy The Mountain) führte der Weg zu perfekt ausbalancierten Rockalben der Extraklasse (Apostrophe, Over-Nite Sensation, Sheik Yerbouti). In den 80ern verlagerte Zappa seine Interessen zur klassischen Moderne und begann mit dem Ausloten neuer Produktionsformen und digitaler Musikinstrumente (Synclavier). Aus dem Rocksänger und -gitarristen wurde so ein doppelter E-Komponist. Kundiger als andere Rockmusiker seiner Generation begriff Zappa schon zu Beginn seiner Karriere die Zusammenhänge hinter den Kulissen. Das bezog sich nicht nur auf die Verantwortung über die Produktion seiner Musik und das adäquate Umsetzen kreativer Ideen, sondern auch auf das Geschäftliche. In langjährigen Prozessen erstritt er sich erfolgreich seine frühen Aufnahmen und überarbeitete diese »archaischen Tonaufnahmen« mittels der Errungenschaften der ersten digitalen Studiotechnik Mitte der 80er Jahre. Schon 1986 präsentierte Zappa nicht nur remasterte Aufnahmen, sondern »reworked recordings« – auch Jahrzehnte später geht kaum ein Musiker so weit bei der Aufbereitung seines Materials. Seit Mitte der 90er hat der Zappa Family Trust zahlreiche CDs mit Aufnahmen aus dem umfangreichen Archiv des Meisters veröffentlicht.