Die Faust im Wappen
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In Canettis Werk kommt vieles zusammen: jüdisches Erbe, die Mehrsprachigkeit, die Traumata eines grausamen Jahrhunderts und die Liebe zur Literatur. Dichtung schien der Ort, an dem das Mannigfaltige und Widerstreitende zu einer Übereinkunft zu bringen sei. „Dichtung“ ist Bewusstsein der „Wahrheit“. Der Krieg, den die Deutschen über Europa brachten, warf Canetti jedoch aus der Bahn: Er fl üchtete vor dem deutschen Terror, hielt dennoch an der Kultur und Sprache fest, war aber nicht mehr imstande, der Dichter zu werden, als den er sich gesehen hatte, und zog sich auf bloße Autorschaft zurück. In den Aufzeichnungen refl ektierte Canetti über das Gewissen der Literatur und deren Entstehungsprozess. Zu einem Schluss kam er jedoch nicht und verlängerte somit in historischer Betrachtung das Scheitern der Moderne in die Zeit nach der Katastrophe. Canettis Sprachglaube entstand aus der frühen Liebe zum euphonen Wort und wurde durch die vielfache und unterschiedliche Sprachrefl exion der Moderne bekräftigt, empfi ng schließlich durch Erzählungen der alten und neueren biblischen Bücher von der Herkunft und Wahrheit des Wortes ein ehrwürdiges Zeugnis und schien durch seine ethnologischen Studien, durch den Wortzauber und die Sprachmagie bestätigt zu werden. Gegenstand dieser Analyse ist es zu defi nieren, ob Canetti tatsächlich das „Geheimnis“ der Sprache entschlüsseln konnte, oder ob er letztendlich nicht doch in die Aporie fi el.