Die Oratorien des Gerhard von Keußler (1874 - 1949)
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'Selbst bei größter Sympathie für die Bestrebungen der jüngsten Richtung kann man eines nicht verkennen, nämlich daß das Ethos in der Musik allmählich zur Legende geworden ist. Wohin man blickt, gewahrt man phantasievolle Könner, technisch versierte Phantasten, nirgends aber einen Künstler vom Wuchs der alten vorklassischen Meister. Gerhard v. Keußler ist ein solcher Künstler, mehr noch: ein Prophet. Bei ihm decken sich Kunst und Leben so völlig, daß er eigentlich gar nicht der Tondichter zu sein brauchte, um in wahrhaft überwältigender Weise auf seine Zeitgenossen zu wirken.' So schrieb im Jahr 1924 der Hamburger Kritiker Hans F. Schaub (1880–1965) in einer Prager Musikzeitschrift. Berichtet man heute – fast 85 Jahre später – in musikwissenschaftlichen Fachkreisen darüber, dass man sich mit Gerhard von Keußler (1874–1949) auseinandersetzt, so begegnet einem allenthalben Achselzucken. Dieser Name ist inzwischen selbst unter Spezialisten gänzlich vergessen, obwohl er noch durch alle umfassenderen Komponistenlexika weitergetragen wird.