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Sterbekultur im Krankenhaus und Krebs

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Im Vergleich zu vergangenen Jahrhunderten hat sich die durchschnittliche Lebensspanne eines Menschen und damit auch der Sterbeprozess ausgedehnt. Wurde früher meist an Infektionskrankheiten gestorben, sterben die Menschen der modernen Gesellschaft überwiegend an chronischen Krankheiten wie z. B. Krebs. Da sich die Großfamilien vergangener Zeiten in Kleinfamilien und Ein-Personen-Haushalte aufgelöst haben sowie auf Grund zahlreicher medizinisch-technischer Fortschritte, wird derzeit meist in Institutionen gestorben. Solche Entwicklungen bewirken bei vielen Menschen einen Erfahrungsmangel im Umgang mit Sterbenden, der oft zu Hilflosigkeit, Angst und Ablehnung führt. Es kommt zu einer Vermeidung der Sterbe- und Todesthematik bzw. zu einer Meidung von Sterbenden, was schlimmstenfalls zum sozialen Tod der Betroffenen führen kann. Der Sterbeprozess krebskranker Menschen ist meist durch kontinuierlich zunehmende körperliche Beschwerden verbunden mit therapeutischen Nebenwirkungen gekennzeichnet. Zu beobachten sind im Allgemeinen Einschränkungen der Mobilität, Veränderungen in der Nahrungsaufnahme bis hin zur Verweigerung des Essens und Trinkens, Bewusstseinsveränderungen mit z. T. komatösen Zuständen sowie Veränderungen im Atemmuster. Die körperlichen Prozesse werden von zahlreichen psychischen Mechanismen begleitet und z. T. beeinflusst (z. B. psychische Anteile des Schmerzes), die untrennbar mit Elementen der Trauer verknüpft sind. Dabei spielen u. a. auch Ängste eine Rolle, die mit Hilfe von Abwehrmechanismen, Copingstrategien sowie sozialer Unterstützung, alles Konzepte der Krankheitsverarbeitung/ Krankheitsbewältigung, zumindest teilweise zu verringern sind. Grundsätzlich bleibt anzumerken, dass Sterben generell und damit auch das Sterben von Krebspatienten in jedem Fall ein natürlicher und individueller Vorgang ist, der zum Leben eines Menschen gehört. Erst durch gesellschaftliche Normen, institutionelle Settings, tabuisierende und verdrängende Verhaltensweisen im Umgang mit Sterbenden etc. nimmt dieser Vorgang oft die Stellung des Absonderlichen und Unnatürlichen ein. So schwer es in jedem Einzelfall auch ist, muss anerkannt werden, das Sterben und den Tod als natürliches und selbstverständliches Ende menschlichen Lebens zu erkennen und nicht als Fehlleistung der Medizin. Fortschritte im Umgang mit sterbenden Menschen generell und damit auch mit sterbenden Krebspatienten können demnach nicht auf Basis einer zunehmenden Technisierung und Medikalisierung gesehen werden, sondern auf Basis einer zunehmenden Mitmenschlichkeit, die sich über wirkliche Anwesenheit beim Sterbenden bei gleichzeitiger Akzeptanz menschlicher Vergänglichkeit definiert.

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