Der Mythos Medea
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Warum ist der Stoff des Medeamythos für uns heute noch interessant? Mythen und Namen, die sinnbildlich geworden sind, fassen fundamentale Denkmuster zusammen, die eine Grundlage unserer Kultur und Identität bilden. Anders als Geschichten stehen Mythen zeitenthoben für sich selbst. Dichter sind die Mittler zu den Interpretationen und transportieren so den Mythos in unsere Zeit. Auch der Mythos Medea wurde fast unzählige Male bearbeitet, jedoch behielt er seine Aktualität, denn neben dem sinnbildlich für den Namen Medea stehenden Kindermord werden zentrale Themen des Menschseins aufgerufen: Verrat, Schuld, Treue, Rache, Ehe, Ehre, Stolz, Recht und Vertrauen. Besonders jedoch durch seine unerhörte Begebenheit, die Ermordung der eigenen Kinder durch die Mutter, schreibt sich der Mythos über das kulturelle Gedächtnis in die Erinnerung der Menschen ein. Medea wird zu der Kindermörderin. Sabine Eichelmann verfolgt besonders werkimmanent die Veränderungen des Mythos bis zu uns. Angefangen bei der mit Mutterliebe ringenden stolzen Kindermörderin des Euripides, über Senecas zaubernde Rachefurie folgen wir dem Medeamythos zur remythisierten fürchterlich großen Medea Klingers, die reuig im zweiten Stück durch Selbstmord ihr Schicksal bestimmt. Es folgt Grillparzers Medea mit Vorgeschichte, die sich in drei Stücken entwickelt. Den Abschluss bildet die Medea Christa Wolfs, die zunächst ganz verändert erscheint. Doch trotz der unterschiedlichen Bearbeitungen, oder gerade deshalb, überdauert der Mythos Medea die Zeiten und findet durch das kulturelle Gedächtnis den Weg zu uns.
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