Die Firma als Nexus von Rechtfertigungskontexten
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Die Idee der Firma als Nexus von Rechtfertigungskontexten basiert auf einer differenzierten Auseinandersetzung mit der Governanceethik. Die Governanceethik behauptet, dass die Unternehmung als Organisationssystem der Wirtschaft eine Leitcodierung in Aufwand/Ertrag ausprägt. Allerdings würde - so die Governanceethik - eine ausschließliche Ausrichtung der Unternehmung auf diese Leitcodierung zu einer Existenzgefährdung der Unternehmung führen. Um erfolgreiche Strategien auszubilden, muss also die ökonomische Organisation polylingual agieren, d. h. verschiedene Kommunikationscodes identifizieren, bearbeiten und entgegnen. Wie aber kommt der ‚Sinn für Moral‘ in die ökonomische Organisation? Darüber erfahren wir in der Governanceethik nicht sehr viel; geht sie doch gleich intensiv in die Mikroanalyse der moralökonomischen Transaktion selbst. Die Qualität der moralökonomischen Transaktion hängt dort von der rekursiven Simultanität der Organisationsmitglieder, der formalen und informalen Institutionen sowie der organisationalen Koordinations- und Kooperationsmechanismen - den Governancestrukturen der Unternehmung – ab. Diese Arbeit versucht das Problem des Sinns für Moral, für normative Ansprüche überhaupt, sowohl aus normativen als auch funktionalen Gründen anzugehen. Die Unternehmung wird als Lebenswelt und Kooperationsprojekt der Gesellschaft mit Akteurseigenschaften verstanden. Betrachtet man aus einer lebensweltlichen Perspektive die Organisation, dann lässt sie sich als reflexives Gesamt von Individuen und Institutionen begreifen, deren Medium in der reflexiven Deliberation besteht. Die deskriptive Kraft der reflexiven Deliberation geht allerdings nur in steiler Idealisierung in die verständigungsorientierte Rede einer formalpragmatischen Lebenswelt ein und kehrt zunächst als normatives Kriterium, nicht als geltende Praxis, in die soziale Lebenswelt der Unternehmung wieder ein. Damit ist das gesamte Programm der ‚Firma als Nexus von Rechtfertigungskontexten‘ angezeigt. Es bedarf einer Begründung der Rechtfertigung, einer Differenzierung von Rechtfertigungskontexten, einer Darstellung der Rechtfertigung als Kriterium und Kultur und auf Basis dieser Überlegungen einer Darstellung der impliziten Ökonomik der Rechtfertigung.