140 Jahre Eisenbahn in Oberhessen
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Adolf Kaiser ist über die Region hinaus bekannt für sein Fachwissen und seine Vorträge zum Thema „Oberhessische Eisenbahnen“. Nun gibt es von ihm eine reich bebilderte Zusammenfassung der Geschichte dieser Bahnen. Die Eisenbahn kam zu einer Zeit nach Oberhessen, in der viele Einwohner ihre Heimat verließen, da es hier keine Arbeitsmöglichkeiten für sie gab. Die beginnende Industrialisierung bot Arbeit und Brot, doch wie sollten die Menschen aus den ländlichen Gebieten zu den Produktionsstätten gelangen? Auch wurden in der Region Rohstoffe abgebaut, doch es fehlte an Transportmöglichkeiten. Gerade der Gütertransport wurde eine sichere Einnahmequelle. Wo es keine staatlichen Bahnen gab, wetteiferten private Gesellschaften um einen Anteil des Frachtaufkommens. Der private Eisenbahnbau war in den kommenden Jahren ausschlaggebend für die Vielseitigkeit des Streckenausbaus in Deutschland. Neben der Hauptstrecke von Gießen nach Gelnhausen wurden viele abzweigende Bahnlinien gebaut, die auch zu den kleineren Ortschaften führten - oder gar mitten durch sie hindurch. Der Trassenverlauf war ein Politikum. Oft war nicht die effektivste Vernetzung der gesamten Region ausschlaggebend bei der Linienführung, sondern das Durchsetzungsvermögen der jeweiligen Interessengemeinschaften. Die damalige Kleinstaaterei machte die Planung zusätzlich kompliziert. Trotzdem wurden Mitte des 19. Jahrhunderts in kurzer Zeit über 500 km Bahnstrecken in Deutschland gebaut, um 1870 waren es bereits 18.000 km. Adolf Kaiser geht auch auf die militärische Bedeutung der Eisenbahn ein. Der Transport von Truppen und Waffen war bereits im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 von gr0ßem Vorteil für die deutschen Staaten und gewann zunehmend an Bedeutung. Der Autor zeigt auf, wie der Bau der staatlichen und privaten Bahnen die Region Oberhessen erschloss und welche Probleme durch das raue Klima und die teilweise sehr schwierige Topografie des Vogelsberges entstanden. Er nennt auch die Strecken, die damals geplant waren, aber nie realisiert wurden, darunter auch Varianten, die dem heutigen Betrachter wohl nur ein schmunzelndes Kopfschütteln entlocken können. Genauso wichtig waren ihm jedoch die Bedeutung, die die Eisenbahn für die Menschen in der Region hatte und die Rolle, die der Knotenbahnhof Stockheim spielte. Adolf Kaiser, selbst Stockheimer, widmete sein Buch dem Modellbahnhof im Ort, der die Erinnerung an die alten oberhessischen Bahnen wach hält. Die Anlage im ehemaligen Stationsgebäude im Bahnhof lässt die Besucher mit dem Nachbau der Vogelsbergbahn das Eisenbahnwesen vergangener Tage neu erleben. Das Buch endet mit Gedichten und Anekdoten zum „Stockheimer Lieschen“.
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