Geschichtskonstrukt und Konfession im Libanon
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„Geschichtskonstrukt und Konfession“ analysiert nicht die Werke professioneller Historiker. Vielmehr untersucht die vorliegende Studie in bewusstem Kontrast dazu die in den Köpfen herrschenden Geschichtsbilder der Nicht-Historiker. Eine ausführliche historische Einleitung zu den Entstehungsgeschichten und kulturellen Grundlagen von Maroniten, Orthodoxen, Sunniten, Schiiten und Drusen ermöglicht sowohl Kennern als auch Nichtkennern des Libanon einen idealen Einstieg in die Untersuchung. Die der Arbeit zugrunde liegende Methodik der erinnerungskulturwissenschaftlichen Analyse wird ausführlich und einleuchtend im interdisziplinären Kontext erschlossen. Der Autor verbrachte von 2007 bis 2008 ein Jahr im Libanon zu Feldforschungszwecken. Hierbei konnte er mit mehr als fünfzig Repräsentanten aller großen libanesischen Konfessionen aussagekräftige Interviews führen. Wissenschaftler, Parlamentsabgeordnete, Aktivisten von den Lebanese Forces bis hin zur Hisbollah, Journalisten von Al-Jazeera bis MBC International, religiöse Würdenträger, Bankiers und Regierungsberater gewähren dem Leser ungewöhnlich offene Einblicke in ihre zumeist hochkomplexen und kritischen Vorstellungen der libanesischen Geschichte. Ihre Wahrnehmung der eigenen Gruppe und ihre Urteile über die historischen Rollen anderer Konfessionen führen auf geradezu intime Art und Weise in die Gefühlswelt und mannigfaltig schillernden Identitäten eines Landes ein, welches wie kein zweites die extremsten Widersprüche und nahezu alle Problemlagen des Mittleren Ostens wie in einem Mikrokosmos in sich vereint.