Täter und Tabu
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Ist ein Sprechen über die Verbrechen der jüngeren Geschichte möglich, das sich ausschließlich auf die reinen Fakten beschränken will? An welchem Punkt droht eine nicht moralisierende Darstellung des Vergangenen in eine unmoralische Geschichtsdeutung umzuschlagen? Umgekehrt stellt sich im Zeitalter der so genannten Political Correctness aber auch die Frage, wann die gerade geltenden gesellschaftlichen Tabus in eine problematische Schweigeverpflichtung münden: Behindern dominant moralische Bewertungen vielleicht sogar eine objektive Vergegenwärtigung historischer Ereignisse? Der Band fragt nach den Tabuzonen, die moderne Gesellschaften in ihren Geschichtsdebatten immer wieder neu aushandeln. Im Zentrum der Beiträge stehen gleichsam exemplarisch einige der jüngeren Vergangenheitsdiskurse in Deutschland und den Niederlanden. Anhand der Figur des ‚Täters‘ zeigen sie in vergleichender und interdisziplinärer Perspektive, wo jene Grenzen zwischen Sagbarem und Unsagbarem und damit zwischen Erinnern und Vergessen errichtet oder eingerissen werden – und aus welchen Motiven. Aus dem Inhalt: Krijn Thijs: Kontroversen in Grau: Revision und Moralisierung der niederländischen Besatzungsgeschichte Chris van der Heijden: Die NSB – eine ganz normale politische Partei? Ein Plädoyer für historische Korrektheit jenseits der Political Correctness Evelien Gans: Eigentlich waren doch alle ein bisschen Täter und Opfer: Nivellierungstendenzen und sekundärer Antisemitismus im Geschichtsbild des niederländischen Historikers Chris van der Heijden Gerhard Hirschfeld: Kollaboration in Hitlers Europa als ein historisches Tabu: Vichy-Frankreich und die Niederlande Lothar Kettenacker: Die deutsche Debatte über den alliierten Bombenkrieg – ein Tabubruch? Joost Rosendaal: Die Katastrophe von Nimwegen: Das zivile Opfer als historisches Tabu Oliver Lubrich: Fremder Blick, blinder Fleck: Debatte und Historiographie am Beispiel des Bombenkrieges Anat Feinberg: Von der Leidenschaft, Tabus zu brechen: Da