Dienen als Beruf
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Beim Dienen handelt es sich um eine genuine Form sozialen Handelns. Zum einen verweist es auf religiöse Wurzeln, auf eine Dienerschaft gegenüber Gott; zum anderen findet sich das „Dienen“ in der Semantik der „Dienstleistung“ wieder, die unter verschiedenen Perspektiven zum Gegenstand soziologischer Forschung geworden ist. Doch wie lässt sich das Verhältnis des „Dienens“ zum „Bedienen“ soziologisch bestimmen, welche Strukturmerkmale werden unter dieser Perspektive deutlich und unter welchen Bedingungen lässt sich von einer Professionalisierung (be-) dienender Berufe sprechen? Diese und andere Fragen werden in „Dienen als Beruf. Zur professionstheoretischen Analyse des Butler-Berufs“ untersucht, wobei der Butler als ranghöchster Diener, der das Dienen auf hohem Niveau kultiviert hat, exemplarisch in den Fokus gerückt wird. Als empirische Grundlagen werden vier Interviews mit zeitgenössischen Akteuren, die unter der Berufsbezeichnung „Butler“ arbeiten, herangezogen und unter Rückgriff auf die Analysemethode der objektiven Hermeneutik ausgewertet. Als zentrale These des Buches lässt sich der Wandel vom Dienen zum Bedienen bezeichnen. Um diesen Wandel zu erschließen, wird der Butler in seinem ursprünglichen Kommunikationsraum verortet, seine Handlungspraxis rekonstruiert und die sein Handeln strukturierenden Merkmale soziologisch erschlossen. Zu diesem Zweck wird ein Typus aus dem soziokulturellen Diskurs entwickelt, der „traditioneller Butler“ genannt wird und der zusammengesetzt ist aus realen und fiktionalen Elementen. Im Anschluss erfolgt die Kontrastierung mit den in den Interviewanalysen erarbeiteten Ergebnissen, wodurch ein empirischer Zugang zur Fragestellung ermöglicht wird. Zum Zweck der theoretischen Rekonstruktion wird auf die von Max Weber entwickelte Theorie des Modernisierungsprozesses, der die Herausbildung der Berufsarbeit impliziert, ebenso zurückgegriffen, wie auf den von Norbert Elias konstatierten, mit dem 20. Jahrhundert einsetzenden, Informalisierungsschub. Das Dienen lässt sich somit als mit einer inneren Berufung in Verbindung stehenden Handlungspraxis begreifen, die sich unter dem Eindruck der Rationalisierung zum Bedienen, und damit zum Beruf, wandelt.