"Ieglicher sang sein eigen ticht"
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Der Sammelband „Ieglicher sang sein eigen ticht“ ist hervorgegangen aus einer Tagung im Kloster Neustift bei Brixen, die sich zum Ziel gesetzt hatte, Musikwissenschaftler und Germanisten ins gemeinsame Gespräch über das spätmittelalterliche Lied zu bringen. Diese Ausrichtung spiegelt auch der nunmehr vorliegende Tagungsband: Zehn Germanisten und Musikwissenschaftler nehmen den Gemeinplatz, mittelalterliche Lyrik müsse man sich stets als gesungene vorstellen, ernst und wagen den Blick über die Grenze des eigenen Fachs. Einer der musikwissenschaftlichen Schwerpunkte liegt auf den Liedern Oswalds von Wolkenstein, für den unter anderem eine bislang unbekannte romanische Vorlage sowie ein bislang unbekannter Kanon (Isabel Kraft; Michael Shields) nachgewiesen werden kann. Die Frage von Originalität und Nachahmung, die letztlich auch immer eine Frage des Werkbegriffs ist, wird auch am Beispiel des frühen deutschen Textes „Hirsch und Hinde“ (10. Jahrhundert) und des „Schedelschen Liederbuchs“ (15. Jahrhundert) behandelt (Michael Klaper; Martin Kirnbauer). Auch aus germanistischer Perspektive wird das spätmittelalterliche Lied in seiner Zwischenstellung zwischen Tradition und Improvisation ausgelotet, indem die Frage von Klitterung, von „Zersingen“ und Neuschaffen auf verschiedene Lieder angewendet wird (Manfred Kern; Nicola Zotz). Von hier öffnet sich die Perspektive zum einen auf die Vielfalt, die sich aus der Bearbeitung von bereits Bekanntem ergibt, eine Vielfalt, wie sie sich zum Beispiel in Liedinzipits spiegelt (Gisela Kornrumpf). Zum anderen schließen sich Fragen der Typologie, also die Perspektive auf die Gattungen des Liedes an (Christoph März). Schließlich und nicht zuletzt widmen sich zwei Beiträge der Überlieferung des Notentextes - hier in Form eines Katalogs von Neumen zu deutschen Texten - und dem stets fein auszulotendem Verhältnis von Text und Noten (Ernst Hellgardt; Max Schiendorfer).