Kontingenz der Herzen
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Die Studie versteht sich als Beitrag zur Ästhetik und Kulturgeschichte der Liebe im 19. Jahrhundert und darüber hinaus der gesamten Moderne. Sie untersucht die Konzepte und Figurationen der Liebe, wie sie in den Dichtungen großer Erzähler des 19. Jahrhunderts zum Ausdruck kommen und ästhetisch in Szene gesetzt werden. Leitend ist dabei die These von der „Kontingenz der Herzen“: Liebe erweist sich in der Moderne in zunehmendem Maße als problematisch, sie ist unsicher, schwankend, widersprüchlich, instabil. Mit einem Wort: sie ist kontingent. Die behandelten Autoren gehen auf unterschiedliche Weise mit dieser Problemlage posttraditionaler, postmetaphysischer Gesellschaften um: Sie legen sie radikal bloß (so z. B. Flaubert); sie versuchen, die Kontingenz zu sublimieren und zu transformieren in eine utopische Ethik des Mitleids und der Nächstenliebe (hierfür exemplarisch: Tolstoi); sie thematisieren die kontingente Fragilität des Daseins und mildern diese gleichzeitig ab durch ein liberal-humanistisches Ethos der Nachsicht und Herzlichkeit (Fontane). Vorangestellt sind den drei Hauptteilen zu Flaubert, Tolstoi und Fontane einleitende Kapitel, die sich teils als Bausteine einer Poetik der Liebe in der Moderne verstehen, teils als ergänzende Seitenstücke zu einer Geschichte der Liebe in Literatur und Kultur des 19. Jahrhunderts.