Die Orgel- und Claviermacher Senft in Koblenz und Augsburg
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Rudolf Ewerhart legt sein Hauptaugenmerk in dieser biographischen Darstellung auf Leben und Werk des Koblenzer Orgelmachers Johann Peter Senft (1735-1805) und dessen Sohnes Ignaz Joseph Senft (1770-1817), der sich hauptsächlich als Claviermacher und als Schüler Johann Andreas Steins in Augsburg einen Namen machen konnte. Johann Peter Senft wurde nach Beendigung einer Schreinerlehre und schon bald nach dem Tod des Vaters zur zentralen und bestimmenden Gestalt im Hause Senft. Zu Zeiten Senfts existierten gut zwei Dutzend Klöster innerhalb der Stadtmauern von Koblenz und im näheren Umkreis. Alle verfügten über eine Orgel, ebenso zahlreiche Pfarrkirchen in der Nachbarschaft. Es muß also für einen zuverlässigen Orgelbauer ausreichend Arbeit gegeben haben. Was Senft damals in den Stifts-, Kloster- und Pfarrkirchen der Stadt als Bestand vorfand, war eine stolze Versammlung von kirchlichen Pfeifeninstrumenten; die farbenreiche Orgellandschaft der damals etwa 8000 Seelen zählenden Residenz an Rhein und Mosel konnte sich durchaus mit den Beständen größerer und reicherer Städte Deutschlands messen. Relikte der Tätigkeit Johann Peter Senfts haben sich allerdings in deutlicher Entfernung von Koblenz mehr als zweihundert Jahre erhalten und dabei den mehrfachen Wandel des Zeitgeschmacks überlebt. Als bemerkenswerte Zeugnisse hochstehender Schreinerkunst und als Ausstattungselemente in stilistisch passenden Kirchenräumen blieben sie von Eingriffen und Abriss verschont. Dazu hat beigetragen, dass die dem Auge gefälligen Klanghüllen bis in unsere Zeit Orgelbauern als begehrte Rahmen für ihre Neubauten dienten. Sohn Ignaz Joseph Senft verdient besonders als Claviermacher Aufmerksamkeit. In Koblenz noch hilfreiche Kraft seines Vaters, ging er später auf die Wanderschaft Richtung Süden. Sicherlich war es kein Zufall, dass ihn sein Weg als Lehrling zu Johann Andreas Stein nach Augsburg führte. So kannte er den 1785 an den Hof in Ehrenbreitstein gelieferten Hammerflügel des berühmten Meisters und hatte sich als angehender Lehrling von der Faszination des Clavierbaus anstecken lassen. Senfts bisher so gut wie unbekannte Fertigung eines Vis-à-vis-Flügels und seine unkonventionelle Tafelklavier-Mechanik fanden gelegentlich Erwähnung in der Fachliteratur; seine Schülerschaft bei Johann Andreas Stein war zwar oft vermutet, aber nie nachgewiesen worden. Heute dürfen wir Senft als Lieferant eines Doppelflügels an eine in der gesamten musikalischen Welt gefeierten Persönlichkeit des deutschen Hochadels und als ein solider Clavierbauer mit herausragenden Qualitäten einen Platz in der vordersten Reihe der Berufskollegen seiner Zeit einräumen. Der Band wird unter anderem ergänzt durch die Genealogie der Familie Senft, Anzeigen betreffender Musikinstrumente in der Koblenzer Presse zwischen 1760-1806 sowie aus dem Augsburger Intelligenz-Blatt zwischen 1794-1817 und ausführlichen Beschreibungen einzelner Instrumente. Ein umfangreiches Personenregister rundet dieses lesenswerte Buch ab.