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Die Fotografien von Andrea Hoyer sind die Quintessenz einer sechs Jahre langen Reise quer durch die frühere Sowjetunion. An die Filmeinstellungen des Regisseurs Andrei Tarkowski und die literarische Fantasie W. G. Sebalds erinnernd, porträtieren sie zwei ineinandergreifende Traumwelten: Moskau und die Provinz. Hoyers Momentaufnahmen zeitloser Betrachtungen, von Zweifel und Hoffnung an den Rändern der Geschichte, sind nicht nur Mahnzeichen, sondern Bilder, in denen die Tagträume ihrer Objekte auf dem Papier Spuren zu hinterlassen scheinen. Das Buch ist in verschiedene Abschnitte eingeteilt: Eine Sequenz mit 35-mm-Schwarz-Weiß-Fotografien dokumentiert Reisen in entlegene zentralasiatische Städte, zu Stränden am Kaspischen Meer, an die Peripherie der Arktis und zu ukrainischen, dem Niedergang anheimgefallenen Städten (prämiert mit dem Leica-Oskar-Barnack-Preis). Ein anderes Kapitel zeigt Farbfotografien im Mittelformat, die die Intensität des winterlichen Moskaus einfrieren. Der Betrachter bekommt Seite für Seite derart einprägsame Fragmente einer Reise vermittelt, dass er fast glauben könnte, er sei selbst dabei gewesen. Im bestechenden Licht von Hoyers Foto grafien – hart unter sibirischem Himmel, grell flirrend in einer Moskauer Straße oder nebelverhangen am Meer – ist eine beunruhigende Ebenbürtigkeit der Elemente auszumachen: Hunde und Männer werden glei chermaßen von Schwermut erfasst und sowohl Schmetterlingen als auch Gebäuden haftet eine gewisse Fragilität an.