Hamlet-Syndrom: Schädelstätten
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Es herrscht Totenkopf-Konjunktur! Einst als letztes menschliches Überbleibsel zum Symbol für Vergänglichkeit stilisiert, ist der Totenkopf heute einer umfassenden kommerziellen Resteverwertung anheimgefallen. Zum Ornament verschlissen, deformiert zum wohlfeilen Dekor für jedermann, abgenutzt bis zur Bedeutungslosigkeit, hat der Schädel sein Erhabenheits- und Provokationspotenzial längst eingebüßt. Aus dem Bürgerschreck-Emblem ist ein Emblem der bürgerlichen Gesellschaft geworden. Doch Vanitas lebt! Das in den Bildwelten der Warenästhetik und Populärkultur zu Tode reproduzierte Zeichen feiert im Rahmen der bildenden Künste immer wieder Auferstehung: Es wimmelt von Schädeln auch in der Gegenwartskunst. Mit zeitgemäßen Varianten des traditionsreichen Vanitas-Konzepts eignen sich hamlethafte Schädel-Meditationen zu kulturgeschichtlichen Brückenschlägen wie zur Kommentierung aktueller gesellschaftlicher Probleme. Zwischen Ironie und tieferer Bedeutung regt die uralte, immer wieder neu gesehene Endzeitmetapher zu künstlerischen Reflexionen über die Fragen um Sein oder Nichtsein an. „Hamlet Syndrom“ zeigt diese künstlerischen Kopfarbeiten: - Beispiele einer aktuellen Cranium-Ikonografie - Schädelstätten zwischen gewichtiger Symbolik und ironischem Zitat, drastischem Realismus und rätselhaftem Surrealismus, naturalistischem Objektstudium und expressiver Interpretation - Skelett einer Ästhetik des Makabren - Bruchstücke zur Kulturgeschichte des Totenkopfs - Visueller Umgang mit jenem knöchernen Gegenstand, den alle immer in sich und mit sich tragen Begleitbuch zur gleichnamigen Ausstellung im Marburger Kunstverein