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Als Verfechter eines avancierten Literaturverständnisses und als Mensch von großer Offenheit für Neues ist es Kurt Neumann gelungen, mit dem »Literarischen Quartier der Alten Schmiede« eine Alternative zu den üblichen Veröffentlichungsmodalitäten zu schaffen. Im Dienste dieser Institution, seit inzwischen vierunddreißig Jahren, entstanden und entstehen Abend für Abend als Einleitungen zu den Lesungen viele ›Gebrauchstexte‹ – die meisten in freier Rede. Was bleibt sind Stichwortzettel und Notizen, Anmerkungen in Büchern mit diversen Lesezeichen. Doch da gibt es auch den Schriftsteller Kurt Neumann mit dem von ihm so formulierten Anspruch: »Zumindest die Freiheit des Schreibens wollte ich immerhin einmal errungen haben, um, so stellte ich mir das vor, mit den von mir zu Lesungen und Vorträgen Eingeladenen wie von gleich zu gleich auf deren Werke blicken zu dürfen.« So entstanden im Lauf der Zeit Texte unterschiedlicher Gattungen: Aufsätze, Reden, Laudationes, Rezensionen, literarische Prosa und Interviews – Letztere auch in Form von Selbstinterviews als Spiel mit dem altehrwürdigen philosophischen Dialog. Die getroffene Auswahl entspricht seinem Selbstverständnis als Schriftsteller – selbst dann, wenn journalistisches Handwerk gefragt war, wie bei der Radiosendung über das Ilse Aichinger gewidmete Autorenseminar. Immer wieder zeigt sich in Neumanns Schreiben auch der politische Mensch, der unter dem »traurigen, oder muss man gar sagen: verkommenen« Zustand österreichischer Gesellschaftlichkeit leidet. Und da Politik von Kulturpolitik nicht zu trennen ist, sind auch seine Anmerkungen zum Literaturbetrieb von Skepsis getragen: »Die sogenannte Professionalisierung der Literatur im Rahmen einer fortschreitend arbeitsteiligen Gesellschaft fordert unbarmherzig – und von persönlichen Absichten unabhängig – den Preis der Banalisierung, von der die gesamte Geschäftswelt durchwirkt ist.«