Essays zu Mittelalter und Renaissance
Autoren
Mehr zum Buch
Mittelalter und Renaissance sind zwei geistesgeschichtliche Epochen, die sowohl in durchgehender Tradition verbunden sind, wie sie sich in Menschenbild und Weltsicht gegeneinander abheben. An einzelnen thematischen Ausblicken aus Literatur, Kunst, Wissenschaft und Kulturentwicklung werden Schlaglichter auf beide Zeitabschnitte geworfen. Bernhard von Clairvaux, ein faszinierend charismatischer Asket und Visionär, hat die bedeutenden Geistesströmungen im frühen 12. Jahrhundert entscheidend mitbestimmt. Als brillanter Rhetor und gebildeter Theologe gelang ihm große langanhaltende Wirkung, indem er Scholastik und Mystik miteinander verbunden hat. (Wagner). In einer detaillierten Einzeluntersuchung zu den Begriffen columna und pilarius werden am Beispiel des St. Galler Klosterplanes mittelalterliche Schriftquellen in ihrer Bedeutung für die Erforschung der Baugeschichte erläutert. (Binding). Wunderglaube und naturwissenschaftlich-medizinische Erklärung der sogenannten Blutwunder geben ein Bild der Mentalität mittelalterlichen Denkens. Die Entdeckung der wahren Natur solcher Phänomene, die auf infizierende und roten Farbstoff bildende Bakterien zurückzuführen ist, geschieht erst in der Neuzeit im 19. Jahrhundert. (Köhler). Kulturmorphologisch wirft der Beitrag zur Entstehung der italienischen Renaissance einen Blick auf Faktoren, die Kulturschöpfungen vorantreiben. Die Renaissance sieht den Menschen als „seinen eigenen Bildhauer“ und hat eine neue, aufgeschlossene Einstellung zur diesseitigen Welt, die nun in ihrer Schönheit erkannt wird (Zintzen). *** The Middle Ages and the Renaissance are two eras of intellectual history which are traditionally as persistently linked together as they are different in terms of their conceptions of man and the world. Individual perspectives from the fields of literature, art, science and cultural development illuminate both periods. Bernard of Clairvaux, a fascinating and charismatic ascetic and visionary had a decisive influence on the major intellectual trends of the early 12th century. As a brilliant rhetorician and educated theologian he achieved lasting influence by bringing together scholasticism and mysticism. (Wagner) In a detailed examination of the terms columna and pilarius, the plan of St Gall Abbey is used to as an example to demonstrate the significance of written mediaeval sources for the study of architectural history. (Binding) Belief in miracles and scientific or medical explanations for ‘blood miracles’ offer a picture of the mediaeval mindset. The true nature of these phenomena, which are a result of bacteria creating a red pigment, was not discovered until the 19th century. (Köhler) The essay on the Renaissance uses cultural morphology to examine the factors which drive the creation of cultural artefacts. The Renaissance saw man as ‘his own sculptor’, and had a new, broader conception of this world, recognising its beauty. (Zintzen)