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Der Inzest und das Inzestuelle

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Der Autor legt eine in vieler Hinsicht interessante und neue Analyse der familialen Beziehungen vor. Der Inzest ist das genaue Gegenteil des Ödipuskomplexes, schon insofern, als dieser im Wesentlichen eine phantasmatische Struktur ist, der Inzest aber eher ausagiert wird. Das Bemerkenswerte am Inzest ist das Nicht-Phantasmatische, seine pure Realität sogar dort, wo es zu keinen sexuellen Handlungen kommt. Dafür prägt Racamier den Begriff des »Inzestuellen«. Das Inzestuelle ist ein transgenerationeller Übergriff, verwurzelt in einer fehlgeleiteten, nicht enden wollenden narzisstischen Verführung seitens eines Elternteiles. Es kann sehr verschiedene Formen annehmen: vom Fehlen von Scham und Intimität (keine Türe vor dem Badezimmer, die Kinder teilen das Bett der Eltern usw.) über die Verhinderung jeder autonomen Entwicklung des Kindes bis hin zu physischen Handlungen von extremer Gewalt – denn das Inzestuelle macht im wahrsten Sinn des Wortes verrückt. »Das Inzestuelle bezeichnet daher das, was im psychischen Leben ... von einem nicht phantasmierten Inzest geprägt ist.« Als Gegenteil des »Ödipus«, als unglückseliges Derivat der narzisstischen Verführung und des »Antödipus« – ein in diesem Buch genau beschriebener Terminus –, als Bindeglied von Psychose und Perversion ist das »Inzestuelle« der letzte Baustein im Werk Racamiers, sowohl in therapeutischer als auch theoretischer Hinsicht.

Parameter

ISBN
9783851326550

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Buchvariante

2012

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