SkulpTouren
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SkulpTouren. Wege zur Kunst am Bau in Hamburg. Die Kunst vor der Haustür hat ein besonderes Gewicht. Die Skulpturen und Denkmäler, die hinter den großen Plätzen in Wohnhöfen und Grünanlagen stehen, geben einem Viertel mentale Orientierung, sie werfen Fragen auf und stiften Identität. Und sie lassen sich bei einem Spaziergang entdecken. Kunst am Bau wird immer ein wenig unterschätzt. Aus der Perspektive der 1970er- und 1980er-Jahre, als mit den Förderprogrammen von Bund und Kommunen der „öffentliche Raum“ als Aktionsfeld von Kunst entdeckt wurde, mussten Werke, die an Architektur gebunden sind oder als Begleiter von Wohnbauten aufgestellt werden, als unverbindlich gelten. Kunst am Bau kann sich den Menschen nicht in den Weg stellen, wie es seinerzeit von öffentlicher Plastik gefordert war, und auch nicht repräsentieren, wenn sie privat, im Verborgenen steht. Eher hatte sie den Scherz eines Architekten des 19. Jahrhunderts erfüllt, wonach die besten Kunstwerke für den Stadtraum die Schneemänner seien, die Kinder nahe ihrer Wohnhäuser und abseits der Wege bauen. Von Schneemännern haben die Skulpturen, die für Wohnhaussiedlungen oder deren Umfeld erworben werden, häufig auch die Unterstellung eines naiven Ziels geerbt: Beide vermitteln Lebensfreude. Es mag auf manches Kunstwerk zutreffen, greift aber bei Kunst am Bau generell zu kurz. Denn die Skulpturen der Wohnhöfe und Grünanlagen rücken den Menschen Bleibendes nahe, geben Denkanstöße oder erzählen Geschichten, die nachvollzogen oder ergründet werden wollen. In den Skulpturen aus Stein oder Metall überdauern historische Ereignisse oder Befindlichkeiten. Lebensumstände, auf die ein Kunstwerk einen Nachhall bietet, bleiben im Werk aufgehoben und werden späteren Generationen berichtet. In ihm finden ethische Ideale ihren Ausdruck. Selbst bei gewandelten Haltungen bleibt eine historische Wegstation im Kunstwerk fixiert. Künstlern, denen das Werk zum Ausdruck ihrer Individualität geworden ist, vergegenständlichen in einer Skulptur Kommentar, Meinung, eine Weltsicht. Sie muss nur, wie bei jedem Kunstwerk, gelesen werden. Der Zugang zur Kunst am Bau ist dabei – selbst wenn sie fern der großen öffentlichen Plätze steht – leicht. Die Kunstwerke der Nachbarschaft lassen sich von jedermann bei „SkulpTouren“, auf dem Spazierweg, im Vorübergehen, bei einer Exkursion, zu jeder Jahreszeit entdecken.