Schlagseite - MannFrau kontrovers
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AuszugVorwort des Herausgebers Die letzten 30 Jahre haben die Welt von Mann und Frau grundlegend verändert. Nachdem Frauen die formale Gleichberechtigung erreicht hatten, wäre es eigentlich an der Zeit gewesen, die neue Situation der Frau mit Leben zu füllen. Mann und Frau hätten in einem freien gesellschaftlichen Diskurs ihre unterschiedlichen Lebensstile eigenständig entwickeln können. Es kam anders. Der erstarkende Feminismus entwickelte sich zu einer radikalen Ideologie, die eine Schwarzweiß-Welt propagierte und mit Denkverboten belegte, eine simple Opfer-Täter-Polarisierung wurde gesellschaftlich durchgesetzt und fest installiert: Die Frau verkörpert das unschuldig Gute - der Mann das grundsätzlich Böse. Männerfeindlichkeit ist inzwischen allgegenwärtig und wirkt schon fast als Selbstverständlichkeit. Und die Männer? Sie schwiegen. Das hatte zur Folge, dass die Geschlechterdebatte bisher ohne männlichen Gegenpart geführt wurde. So konnte das Feindbild „Mann“ immer weiter ausgebaut werden, ohne jeglichen diskursiven oder politischen Widerstand. Die Geschlechterdebatte mündete in Polarisierungen, sie kam quasi zum Erliegen. Eine gelegentliche Ausweitung der offiziellen Gleichstellungspolitik zumindest auf Jungs blieb in feigenblattartigen Aktionen stecken - wie etwa dem „Boys’ Day“, oder „Neue Wege für Jungs“. Sie verfing sich in starren Festlegungen auf gewünschte Rollenbilder, statt eine eigene Eigenständigkeit in persönlicher Gestaltungsfreiheit zu ermöglichen. Dennoch: Es ist viel in Bewegung geraten. Die Frauenpolitik der 70er-Jahre gilt mittlerweile als Folklore, Feministen haben sich inzwischen erfolgreich etabliert, damit aber das verloren, was sie einst in Schwung gebracht hatte. Man muss sich schon Mühe geben, heute noch eine nachweisbare Benachteiligung „der Frauen“ zu erkennen. Die Perspektiven der „Gender–Ideologie“ wird von vielen nach wie vor nicht verstanden und wirkt bei näherem Hinsehen realitätsfremd und überzogen. Sie hat zudem gesellschaftspolitische Tabubereiche geschaffen, über die von feministischer Seite meist ein öffentlicher Diskurs verweigert wurde. Gleich- zeitig ist ein Generationenwechsel in der öffentlichen Frauenpräsenz zu beobachten: Alt-Feministinnen wurden von jungen Frauen abgelöst, die offener und mit eigenem Gestaltungswillen an die Probleme herangehen. Hier ist ein Spannungsfeld entstanden, das neue Möglichkeiten bereithält. Die Arbeitsgemeinschaft agens tritt ein „für ein neues MITeinander“ zwischen Mann und Frau - sie will mit diesem Buch die vielfältigen Trends darstellen. Am Anfang steht eine Bestandsaufnahme, die beitragen soll, Polarisierungen und Tabus aufzuzeigen und hinter die Kulissen der Einseitigkeiten von den nur guten Frauen und den nur bösen Männern zu blicken. Schon eine erste Bewertung der tatsächlichen Folgen der feministischen Politik der letzten Jahre macht deutlich, dass dringend gehandelt werden muss. Einige Beiträge lassen dann auch Wege und Möglichkeiten erkennen, die derzeitige Schlagseite zu überwinden. Eckhard Kuhla