Schulwahl in der Primarstufe
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Das Thema Schulwahl gewinnt in der deutschen Bildungspolitik insbesondere aufgrund der Auflösung der Grundschulbezirke in Nordrhein-Westfalen zum Schuljahr 2008/09 zunehmend an Bedeutung. In der vorliegenden Arbeit werden daher durch die Verknüpfung von Informationen über die Grundschüler mit der kleinräumigen Bevölkerungsstatistik und der individualisierten Schulstatistik die Schulwahlentscheidungen der Eltern vor und nach der Auflösung der Schulbezirke analysiert und auf die sozioökonomischen Kontextvariablen der Kinder zurückgeführt. Dabei werden neben allen Schülern zusätzlich solche mit türkischem Migrationshintergrund betrachtet. Einen weiteren Schwerpunkt bildet die Analyse der tatsächlichen Auswirkungen der Schulwahl auf die Segregation. Im Mittelpunkt der Untersuchungen stehen dabei die beiden NRW-Städte Wuppertal und Solingen. Die Analyse zeigt, dass bereits bei bestehenden Schulbezirken zahlreiche Schüler nicht die zuständige Gemeinschaftsgrundschule besuchen. Durch die Auflösung der Bezirke steigt die Schulwahl dann noch einmal, wobei in beiden Jahren benachteiligte Kinder deutlich seltener wählen als begünstigte. Es ist allerdings zu erkennen, dass benachteiligte Schüler von der neuen Gesetzgebung ebenfalls profitieren. Die Eltern berücksichtigen bei ihrer Schulwahl die Entfernung zur Schule, die Schulqualität und die sozioökonomische Zusammensetzung der Schülerschaft. Auffällig ist auch, dass die Schulwahl begünstigter Kinder zur Erhöhung der Segregation führt, während die Wahl benachteiligter Schüler in beiden Jahren eher integrierend wirkt. Der negative externe Effekt auf die Schülerzusammensetzung auf der zuständigen Schule ist jedoch signifikant. Insgesamt besteht eine hohe Schulsegregation, die das Niveau der residentiellen Segregation übersteigt. Eine weitere Zunahme der Schulsegregation aufgrund der Bezirksauflösung ist jedoch nicht eindeutig nachzuweisen.