Verspielt
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Was ist dem Einzelnen in einem Dasein, das unaufhaltsam in die Funktionale rutscht, noch ernstlich zumutbar, sei’s in der Lebensprosa, sei’s in der Fantasie? Wie können sich angesichts ebenso allgegenwärtiger wie einleuchtender Sachzwänge auch nur Reste menschlicher Autonomie im sozialen Großbetrieb behaupten? Wären da nicht die existentielle Gebrochenheit des Menschen, Erfahrungen von Verwundbarkeit und Schmerz und ungelebten Möglichkeiten, fänden Selbstbesinnung und Selbstbehauptung keinen Anhaltspunkt. Man muss in unseren Zeiten schon ein geübter Somatologe sein, um sich vom verbreiteten Krebsgang der Mimesis – jeder zeigt auf den anderen, alle gemeinsam auf das „System“ als letztem Handlungsgrund – nicht entmutigen zu lassen. Wir zappeln im Netz; in einem Netz, das wir weder aus freien Stücken geknüpft haben noch gänzlich durchschauen; aber noch zappeln wir und haben also Grund zur Hoffnung. Überschüssige Bewegungen, Äußerungen, die jeglichem Kalkül, jeder Optimierung spotten – lässt sich eine reizvollere und zugleich lohnendere Beschäftigung für Schriftsteller, Theatermacher und Soziologen denken? „Verspielt“ versammelt anlässlich des 60. Geburtstages von Wolfgang Engler am 8. Mai 2012 seine wichtigsten Schriften und Gespräche zu Theater und Gesellschaft.