Verantwortliches Verhalten im deutschen Gesundheitssystem
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Das deutsche Gesundheitssystem steht immer wieder im Fokus öffentlicher Diskussionen, die zumeist aus volkswirtschaftlichem Blickwinkel geführt werden. Um aber zu erreichen, dass Reformkonzepte von den Betroffenen akzeptiert und unterstützt werden, sollte die volkswirtschaftliche Perspektive um eine psychologische ergänzt werden. Darum wurden in der aktuellen Studie allgemeine Urteile und Bereitschaften von Ärzten und Pflegekräften erfragt und es wird erforscht, wie diese Urteile ausgeprägt sind und zusammenhängen. Zudem wird nach Erklärungen des Verhaltens zur Förderung eines gerechteren Gesundheitssystems gesucht und entsprechende Interventionsmöglichkeiten abgeleitet. Die Befunde zeigen, dass Ärzte und Pflegekräfte das deutsche Gesundheits- sowie das Solidarsystem sehr kritisch einschätzen. So empfinden sie das Fundament von Gesundheits- und Solidarsystem als wenig tragfähig, sind über verletzte Gerechtigkeitsforderungen der eigenen und jeweils anderen Berufsgruppe empört bzw. fühlen sich systembedingt ausgenutzt. Dabei erweisen sich die Forderungen von Ärzten und Pflegekräften als kaum eigennutzmotiviert. Die zentrale Bedeutung des Gerechtigkeitserlebens und der Verantwortungsübernahme werden durch die Befunde gestützt. Interessant ist, dass trotz einer kaum vorhandenen Bereitschaft, auf die eigenen zustehenden Vergünstigungen im Arbeitskontext zu verzichten, Ärzte und Pflegekräfte berichten, diesen Verzicht in hohem Maße zu leben. Die Befunde belegen, dass das Wohlergehen von Patienten und Kollegen für Ärzte und Pflegekräfte im Mittelpunkt ihres Handelns steht, sogar dann, wenn dadurch die eigene Gesundheit gefährdet ist. Zusammenfassend sollten die Studienergebnisse zukünftig ergänzt und Teil gesundheitspolitischer Überlegungen und Entscheidungen sein, so dass die vielfachen Forderungen nach Fairness im Gesundheitssystem ebenfalls für Ärzte und Pflegekräfte eingelöst und eine unverhältnismäßige Belastung der Akteure vermieden werden kann.