Warum handeln Menschen gewaltfrei?
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Mein Buch handelt von Menschen, die sich dem Prinzip der Gewaltfreiheit verschrieben haben. Einige von ihnen hatten vielleicht Ursache, Mittel, Mut und physische und emotionale Stärke zur Anwendung von Gewalt, aber sie entschlossen sich dazu, unter keinen Umständen Gewalt anzuwenden. Gandhi nannte das die Gewaltfreiheit der Starken. Ideen spielen immer eine Rolle, auch für die, die nicht in erster Linie durch logische Überlegungen zur Gewaltfreiheit kommen. Alle, die sich mit Gewaltfreiheit beschäftigen, entdecken eine reiche geistige Tradition. Mein Buch bietet eine Einführung in diese Tradition und nennt die logischen Argumente, die sie für Gewaltfreiheit anbietet. Vielleicht überrascht es einige Leserinnen und Leser, wenn sie erfahren, dass ein großer Teil der geistigen Tradition der Gewaltfreiheit aus den Vereinigten Staaten von Amerika stammt. Das Erbe dieses Gedankenguts ist ein Erbe für die ganze Welt. Seine Wurzeln liegen bei den Täufern zu Beginn des 16. Jahrhunderts in Mitteleuropa und bei den Quäkern in England. Die meisten großen Führerinnen und Führer der Bewegungen der Gewaltfreiheit in den USA waren Menschen mit tiefem religiösem und moralischem Glauben. Sie waren in der Regel keine intellektuellen Theoretiker. Ihre Hinterlassenschaft an Worten ermöglichen viele verschiedene Konzepte und Interpretationen. Deshalb hat in der Geschichte der Idee der Gewaltfreiheit niemals eine einzige Theorie vorgeherrscht. Die Geschichte ist ein Prozess endloser Debatten und Erneuerungen. Sie ist, in Gandhis Worten, ein fortgesetztes Experiment mit der Wahrheit. Das Buch wendet sich auch an Menschen, die schon ganz und gar an der Bewegung der Gewaltfreiheit teilnehmen. Ein besseres Verständnis von Ideen im historischen Kontext kann ihre Praxis der Gewaltfreiheit unterstützen, erweitern und vertiefen. Schließlich wendet sich das Buch an Leserinnen und Leser, die sich der Gewaltfreiheit noch nicht verschrieben haben, die das aber erwägen und die die Rolle, die das für ihr Leben spielen wird, erkunden wollen. Gewaltfreiheit ist zwar auf Ideen angewiesen, aber sie kann niemals mit Ideen allein Erfolg haben. Sie bedarf der Beispiele, der Gemeinschaft, der Gefühle und vielleicht noch etwas mehr. Um die gewaltfreie Tradition zu schätzen und einzuschätzen muss man sich auf Gruppen und Aktionen einlassen, die soziale Veränderungen mit gewaltfreien Mitteln erreichen wollen. (Aus der Einführung von Ira Chernus, gekürzt)