Gewalt zwischen Intimpartnern als intradyadisches Konfliktgeschehen im zeitlichen Verlauf
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Gewalt zwischen Intimpartnern wurde wissenschaftshistorisch betrachtet zunächst mittels soziostrukturellen und gesellschaftspolitischen Mechanismen, später durch psychopathologische Phänomene bzw. strukturelle Besonderheiten des männlichen Gewalttäters erklärt. Paardynamische Erklärungsansätze, die Verhalten, Emotionen und Kognitionen beider Beziehungspartner insbesondere im Konfliktgeschehen untersuchen finden erst in den letzten Jahren ihre Anwendung. So sind intradyadische Prozesse bei der Entstehung und Etablierung von Paargewalt im Wesentlichen noch immer unterbeforscht. Vor allem zwei Aspekte der partnerschaftlichen Interaktionen erweisen sich jedoch als besonders relevant bei der Betrachtung der Charakteristika gewaltgeprägter Paarbeziehungen, partnerschaftliche Bindungen zum einen und Verlaufsstrukturen der Auseinandersetzungen zum anderen. Im Rahmen der vorliegenden Studie wurden diese beiden Aspekte wie auch Formen der Partnerschaftsgewalt anhand qualitativer Interviews von in Gewaltbeziehungen lebenden Männern und Frauen empirisch untersucht. Ein Fokus der Studie lag dabei auf sogenannten intradyadischen Forderungs-/Rückzugsmustern, die im präeskalativen Geschehen von beiden Beziehungspartnern gezeigt werden und der Regulierung unterschiedlicher Bedürfnisse nach sozioemotionaler Nähe zum Anderen dienen.