Untersuchung zum Equinen Cushing Syndrom und Prüfung der Wirksamkeit von Vitex agnus-castus (Mönchspfeffer) bei der Behandlung des Equinen Cushing Syndroms
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AuszugDas Cushing Syndrom ist eine Erkrankung, die nach dem Neurochirurgen Dr. Harvey Cushing benannt wurde. Im Jahr 1932 beschrieb Cushing erstmals ein basophiles Adenom im Bereich des Hypophysenvorderlappens bei Patienten mit einem typischen Symptomkomplex aus Vollmondgesicht, Plethora, Striae rubae und Stammfettsucht (Cushing 1932). Mittlerweile ist das Cushing Syndrom definiert als ein Zustand, bei dem es aufgrund erhöhter peripherer Cortisolspiegel (Hypercortisolismus) zu dem typischen cushingoiden Habitus kommt. Unter einem Morbus Cushing im eigentlichen Sinne wird eine hypophysäre Übersekretion von Adrenocorticotropem Hormon (ACTH) aufgrund einer hypothalamisch-hypophysären Störung verstanden. Meist liegt der Erkrankung ein Adenom der Hypophyse zugrunde, das Cushing Syndrom kann aber auch durch Cortisolgabe iatrogen verursacht sein. Als adrenales Cushing-Syndrom wird die autonome, ACTH-unabhängige Produktion von Cortisol in den Nebennieren, z. B. durch Nebennierenrindenadenom oder ein Nebennierenrindenkarzinom, bezeichnet. Beim Menschen ist die Ätiologie des Morbus Cushing zu 85 % ACTH-abhängig und zu 15 % ACTH-unabhängig, adrenal bedingt (Renz-Polster et al. 2008). Beim Hund finden sich ähnliche Verteilungsmuster: bei 80 – 85 % der Hunde wird das Cushing Syndrom durch einen Hypophysentumor ausgelöst, bis zu 20 % der Tiere leiden an einem adrenalen Tumor (Küster 2003). Beim Menschen und beim Hund liegt in der Regel ein Adenom in der Pars distalis der Hypophyse vor. Beim Pferd wurde erstmalig 1932 von Pallasek über das Vorkommen eines Adenoms der Pars intermedia der Hypophyse berichtet. Mittlerweile weiß man, dass beim Pferd im Gegensatz zu Mensch und Hund nicht die Neoplasie der Auslöser für das Cushing Syndrom ist, sondern primär eine neurodegenerative Erkrankung des Hypothalamus zu Grunde liegt. Daher wird zur Abgrenzung von der humanen und caninen Cushing Erkrankung eher von einer Dysfunktion der Pars intermedia der Hypophyse gesprochen (PPID) (Schott 2006). Das equine Cushing Syndrom ist eine häufig auftretende Erkrankung älterer Pferde und Ponies. Im Durchschnitt werden die ersten Symptome bei Pferden im Alter von 18 – 20 Jahren bemerkt, es gibt aber auch Berichte über Pferde, die bei Erkrankungsbeginn jünger als 10 Jahre waren (Schott 2002; Heinrichs et al. 1990; van der Kolk et al. 1993; Boujon et al. 1993). Aktuelle Studien haben ergeben, dass die Prävalenz der Erkrankung bei 15 – 30 % liegt. Das scheint vor allem daran zu liegen, dass Pferde heute eine höhere Lebenserwartung haben. Die Haltungsbedingungen und die Gesundheitsvorsorge wurden verbessert und viele ältere Pferde werden, auch wenn sie nicht mehr geritten werden, noch als Weidepferde gehalten (McGowan 2008a; McFarlane 2011). Eine Prädisposition für ein Geschlecht liegt nicht vor, weibliche und männliche Tiere erkranken in gleichem Maße (Schott 2002). Alle Rassen sind von der Erkrankung betroffen, allerdings scheinen Ponies und Morgan Pferde ein größeres Erkrankungsrisiko zu haben (van der Kolk 1997; Schott 2002). McGowan (2008a) konnte jedoch bei 340 untersuchten Pferden und Ponies keinen Zusammenhang zwischen Erkrankungsinzidenz und Größe herstellen. Allerdings waren in seiner´untersuchten Population die Ponies signifikant älter als die Großpferde.
Parameter
- ISBN
- 9783863871765