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AuszugZu Beginn des Jahres 2008 schrieb ich an einem Essay über Lexika, die bekanntlich nicht nur Wissensspeicher sind, sondern auch ideengeschichtliche Kompendien. Durch einen Zufall stieß ich damals auf Uli Gellermanns Internet-Magazin RATIONALGALERIE, das gern als linksradikaler Internetblog abgetan wird. Tatsächlich eignet dem Schreiber ein radikaler Drang, Klartext zu schreiben. Absichtlich spreche ich nicht vom Schreiben der Wahrheit, denn im Weltanschaulichen gibt es keine Wahrheiten, sondern nur Standpunkte. Wenn diese Standpunkte nicht an Interessen gebunden sind, macht sie das ehrlich, aber deshalb nicht wahrer. Wer fernsieht, weiß, was ich meine. Zurzeit betreiben öffentlich-rechtliche Medien die Ehrenrettung Axel Cäsar Springers. Wann wird endlich Vlad Tepes rehabilitiert? Damals schickte ich Gellermann eine Mail, die aus gegebenem Anlass auf die Zensur der Berichterstattung bei einem TV-Nachrichtensender hinwies, der in deutscher Sprache täglich Uncle Sams Propaganda verbreitet und regelmäßig Beiträge über amerikanische Wunderwaffen zeigt. Der viehische Vietnamkrieg beispielsweise wird auf den perfekten Einsatz von Flugzeugträgern und Hubschraubern reduziert. Wie auch immer, Uli Gellermann antwortete prompt und ich sandte ihm den Lexikon-Essay, der sein Plätzchen in der RATIONALGALERIE fand. Seitdem folgten Rezensionen, Kritiken und satirische Beiträge. Sie beinhalten nicht allzu entlegenes Hintergrundwissen, abstruse Binsenweisheiten, gediegene Kalauer und unblutigen Ernst. Die überbordende Jubiläenschreiberei hat auch mancher Berühmtheit vergangener Jahrhunderte zu einem Plätzchen in meinen Kritiken verholfen. Weil man nichts Geschriebenes verkommen lassen soll und noch frühere Miszellen zur Literatur in der Schublade schlummerten, habe ich meine Versuche ein wenig geglättet, mit überflüssigen Fußnoten gespickt, und nunmehr beschossen, das Fertigprodukt den nicht abgeneigten LeserInnen in den Rachen zu werfen. Wohl bekomms!