Gemeinsame Wege?
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Trotz einiger wissenschaftlicher Diskussionen um eine breite oder engere Bestimmung des Begriffs Transformation in Ost- und Westeuropa, herrscht doch weitgehende Einigkeit über die Hauptphasen ihres Verlaufs. Transformation als „Systemwandel“ oder „Systemwechsel“ bezeichnet den Übergang eines undemokratischen Regimes zu einer demokratischen Gesellschaftsordnung, bestimmt durch folgende Phasen: Die Erosion des alten totalitären Systems und eine allmähliche Liberalisierung, dann die Demokratisierung und institutionelle Transformation hin zu einem pluralistisch-demokratischen System und schließlich die Konsolidierung der neuen Demokratie. Die letzte Phase ruft vor allem Kontroversen hervor, wenn es darum geht, wann sie als beendet betrachtet werden kann. Die Transformation in Mittelosteuropa war durch das „Dilemma der Gleichzeitigkeit“ gekennzeichnet, d. h. durch die parallele Transformation des politischen Systems und des Wirtschaftssystems, sowie die damit verbundenen gesellschaftlichen Umwälzungen, einschließlich der Wertesysteme. Diese Prozesse verliefen in den einzelnen postsozialistischen Ländern mit unterschiedlicher Intensität und nahmen diverse Formen an. Zugleich haben sie bestehende regionale Unterschiede gefestigt bzw. vertieft. Neben vielen positiven Effekten waren auch negative Folgen der Wandlungsprozesse zu beobachten: Misstrauen gegenüber staatlichen Institutionen, eine kaum ausgeprägte Zivilgesellschaft, wirtschaftliche und soziale Probleme in den einzelnen Regionen, Korruption und Probleme bei der Bewältigung der kommunistischen Vergangenheit. Die Beiträge in diesem Band vertreten die folgende Grundthese: In den neuen deutschen Bundesländern und in den Ostwoiwodschaften in Polen verliefen, mit Ausnahme der ersten Phase der Transformation (in Polen: „verhandelte Demokratie“, in der ehemaligen DDR: „Transformation durch Vereinigung“), weitere Phasen relativ ähnlich und die Demokratieentwicklung stieß in beiden Ländern auf ähnliche Hindernisse.