Paris und seine Crash-Premieren im Jahre 1790
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Dr. Andreas Wilhelm stellt in seinen beiden Buchbänden die wichtigsten französischen Theaterpremieren des Jahres 1790 vor – Uraufführungen, die einem hohen Anspruch an publizistischer Transparenz genügen, sprich autorisiert oder autorisierbar sind, öffentlich präsentiert und danach druckgelegt wurden, aber auch mit der nach wie vor existierenden Zensur für das Theaterwesen konform gingen. Dieses Konglomerat erfüllter Prämissen lässt ihn von „Crash“-Premieren reden. Präsentierte der erste Band besagte Stücke vom Januar bis Ende Juni, so folgen nun diejenigen von Juli bis Dezember. Dabei wird sich so manches grundlegend verschieben … Erneut integriert der Autor die Analyse besagter Bühnenwerke in ein Kompendium zeitgenössischen Quellenmaterials, das von einer Tageszeitung über Archivbestände der „Comédie française“ und der „Opéra“ bis hin zu Kupferstichen und z. T. sehr anekdotisch gehaltenen frühen Nachschlagewerken reicht. Dabei werden auch Bilder und Schriftstücke ersichtlich, die noch nie veröffentlicht wurden. Wer weiß schon, dass Ludwig XVI. persönlich zur Schaufel griff und bei der Gestaltung des Marsfeldes anlässlich der Feierlichkeiten zum ersten großen Föderationsfest am 14. Juli 1790 ein wenig mithalf, wie auf der Vorderseite des Covers ersichtlich wird. Kaum ein Werk des 19., 20. und 21. Jahrhunderts, das sich mit dem Theater jener Zeit beschäftigt und in der BnF-Filiale „Arts du Spectacle“ Eingang gefunden hat, bleibt zudem unerwähnt. Sogar ein Tagebuch der „Comédie française“ öffnet seine Seiten, und auch in die Viten längst vergessener Schauspieler und Schauspielerinnen erhält der Leser Einblick. Private Fotografien zur Veranschaulichung immer wieder erwähnter Örtlichkeiten, die man sich oft nur vage vorstellen kann, kommen hinzu. Es entsteht so letztendlich ein buntes und komplexes Netzwerk, das Wissenschaftlichkeit und Kurzweil miteinander verbindet, und auch für den Historiker interessant sein kann. Der Autor, Studienrat im saarländischen Schuldienst, arbeitet seit vielen Jahren regelmäßig in der Nationalbibliothek und beschäftigt sich vorwiegend mit einem weitgehend unbekannten französischen Theater des 18. Jahrhunderts, mit Stücken, die teils nur noch unter strenger Aufsicht in einem Sonderlesesaal der BnF einsehbar sind. Theater des 18. Jahrhunderts, es ist nicht nur Marivaux, Voltaire, Diderot oder Beaumarchais. Auch anderes, üppig und interessant, soll zu neuem Leben erweckt werden.