Land-Leben
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Das Verhältnis von Stadt und Land hat in den vorindustriellen Hochkulturen einen historischen Hintergrund, der in der Vorstellung von „ländlichen“ Lebensweisen lange nachwirkt. Doch mit der Industrialisierung, die heute auch die Agrarproduktion umwälzt, entstand ein arbeitsteilig-funtional differenziertes Geflecht der gesellschaftlichen Beziehungen, das die erfahrbare Realität eines Gegensatzes oder eines Komplementärverhältnisses zum Schwinden gebracht hat. Gleichwohl kann man gegenwärtig auch noch in Mitteleuropa von ländlichen Siedlungsweisen sprechen, selbst wenn die dort anzutreffenden Erwerbs- und Lebensformen nicht mehr von der bäuerlichen Bevölkerung bestimmt werden. „Ländlich“ sind heute kleindimensionierte Siedlungsgrößen und von ihnen geprägte Sozialwelten, das Vorhandensein nichtbebauter Landschaftsteile und die Dominanz von Lebensformen eines mobilen mehrörtlichen Pendlertums. Dren Vielfalt reicht von verdichteten, suburbanen Wohngebieten bis zu ausgesprochen ländlich-peripheren Gebieten. In der Erforschung des heutigen „Land-Lebens“ in seinen sozialen Konstellationen, Umbrüchen und Problemen sehe ich die Aufgabe der Landsoziologie, in Überschneidungen mit der Agrarsoziologie als einer speziellen Wirtschaftssoziologie.