Lebenslanges Lernen als Dispositiv - Bildung, Macht und Staat in der neoliberalen Gesellschaft
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Was charakterisiert aus machttheoretischer Sicht die gegenwärtigen Veränderungen im Bildungssystem? Was folgt etwa aus einer Deutung von Eigenverantwortung, die eher auf Selbstwirksamkeit als auf Selbstbestimmung zielt? Warum soll Bildungsforschung heute evidenzbasiert sein? Was bedeutet es, Bildungseinrichtungen anhand von ökonomischen Kennzahlen zu vermessen? Wem nützt die Inszenierung von Wettbewerb? Niels Spilker rekonstruiert politische Machttechnologien und normalisierendes Wissen einer neoliberalen Gouvernementalität der lernenden Gesellschaft. Ein Schwerpunkt liegt auf der Durchsetzung einer ökonomischen Ratio in Institutionen der öffentlichen Erwachsenenbildung. Interviews in großstädtischen Volkshochschulen machen die stumme Gewalt, aber auch die Widersprüche dieser Neuformierung sichtbar. Die Untersuchung begibt sich so auch an die Orte, an denen sich eine neue Gestalt der Macht entfaltet, an denen die Leute in ihr Fahrwasser geraten, sie fortschreiben, ihr widerstehen. Lebenslanges Lernen als Dispositiv konstituiert eine Praxis der Ordnung, welche Gegenstände, Subjekte und Interventionsfelder erfindet, ver-rückt, regierbar machen soll. Es artikuliert ein neoliberales Hegemonieprojekt, es folgt einer strategischen Selektivität in Bezug auf Akteure und Lösungswege, es ist aber auch wandelbar und umkämpft.