Was war Renaissance?
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Die Renaissance gilt gemeinhin als Initialzündung der Moderne, als Neuanfang und „Entdeckung der Welt und des Menschen“ nach dem Mittelalter. These der Ausstellung Was war Renaissance? Bilder einer Erzählform von Vasari bis Panofsky ist dagegen, dass es innerhalb der Kunsthistoriografie eine Pluralität von Renaissance-Konzepten gibt, die an unterschiedlichen Orten, zu unterschiedlichen Zeiten angesetzt werden. Renaissance soll hier nicht als historische Epoche verstanden werden, sondern als eine Erzählform, die von Künstlern, Kunstschriftstellern und Kunsthistorikern herangezogen wird, um sich oder ihren Gegenstand durch Tradition zu legitimieren: Statt auf historische Brüche fokussieren diese Erzählungen auf Kontinuität und das Moment der Übertragung. Und das heißt zuerst: Übertragung der Vorstellungen des Historikers auf seine persönliche Renaissance-Erzählung. Denn Geschichte ist, wie schon Giorgio Vasari schrieb, immer ein „Spiegel des menschlichen Lebens“. Anhand von vierzig Exponaten, die von den Viten Vasaris über diagrammatische Buchillustrationen bis zu dem berühmten Bildnis von Rubens als neuem Apelles reichen, wird der Frage nachgegangen, welche unterschiedlichen Vorstellungen von Renaissance in Text und Bild realisiert wurden. Dabei reichen die Visualisierungsversuche solcher zeitlicher Modelle von historischen Tabellen über allegorische Szenen und Künstlerbildnisse bis zu Flussdiagrammen. In diesen bildlichen Darstellungsformen artikulieren und verdichten sich Renaissance-Narrative in besonders wirkmächtiger Weise. Ausstellung und Katalog versuchen folglich nicht, eine Begriffsgeschichte der Renaissance und schon gar keine Geschichte der kunsthistorischen Erforschung des Zeitraums von ca. 1300–1550 zu geben. Stattdessen werden Varianten von Renaissance-Erzählungen in Bild und Text präsentiert und nach den Orten, Zeitpunkten und Individuen gefragt, aus denen ‚Renaissance‘ hergeleitet wurde.