Freies Musiklernen in der Schule
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Musikunterricht nach reformpädagogischen Grundsätzen in heutiger Praxis hat im Prinzip ein starkes ideelles Fundament. In seinen Grundlagen beruht er auf Anfängen mit Verbindungslinien zu weitreichenden Kontexten von großem historischem Format. Es sind zu Beginn des 20. Jahrhunderts junge Lehrkräfte, die ihn von der Basis her entwickeln: in ihrer täglichen musikalischen Unterrichtspraxis, kreativ und kämpferisch im Widerstand gegen die herrschenden, in überholter Tradition erstarrten Erziehungsverhältnisse. In direkter Konfrontation mit den Beständen dieser Überlieferung stellen sie ins Zentrum ihrer musikalischen Arbeit zwei pragmatische Prinzipien: – als einzige Grundlage: die Erfahrung – mit unbedingter Kontinuität zwischen außerschulischer und schulischer Erfahrung – und – als einziges Kriterium: die Freiheit. Damit geben sie ihrem Konzept die ersten Konturen und das unzerstörbare, im Ansatz bis heute charakteristische Profil. Zu Beginn ist die Arbeit der jungen Lehrer allein auf den Unterricht mit Kindern ausgerichtet, auf die sog. Volksschule. Wenig später erweitern sie diese Perspektive durch den Blick auf die Erfahrungen der Jugendlichen in Jugendbewegung und Jugendkultur. Zu diesem Punkt entwickeln sie zunächst nur die gedankliche Basis, damit zugleich jedoch einen ersten, entscheidenden Schritt in Richtung auf die kommende „Schule der Zukunft“. Währenddessen bleibt unverändert – als pädagogische Realität, von der sie sich leidenschaftlich abstoßen – machtbewusst und bedrohlich der dunkle Hintergrund: die autoritäre Schule der wilhelminischen Zeit. *** Das Buch möchte den Blick nun erneut auf diese Zusammenhänge lenken. Sie erklären nicht nur die Herkunft des reformpädagogischen Musikunterrichts, sondern vor allem auch den Kontext seiner ursprünglichen Begründung.