Auf in ein neues gesellschaftliches Zeitalter
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Im Fokus der Studie steht die Auseinandersetzung mit soziologischen Gegenwartsanalysen. Diese können allgemein als ein besonderes Genre der soziologischen Literatur aufgefasst werden. Zeitdiagnosen werden von ganz unterschiedlichen Beobachtern der gesellschaftlichen Zustände erstellt. Es versuchen sich darin u. a. Literaten, Politiker, Journalisten und eben auch Sozialwissenschaftler. Die Soziologie hat aber keineswegs eine Monopolstellung inne, den „Puls der Zeit zu fühlen“. Es ist nämlich der Fall, dass Soziologen mit anderen Zeitdiagnostikern in Konkurrenz stehen und sich in dieser Situation behaupten müssen, mehr noch: Soziologen konkurrieren in diesem Bereich auch untereinander. Begriffe bzw. Schlagworte wie z. B. „Pluralität soziologischer Perspektiven“ oder „Perspektivenvielfalt“ nehmen in diesem Sinne eine gewichtige Rolle ein. Den analytischen Bezugspunkt soziologischer Gegenwartsanalysen bildet die Gesellschaft als Ganzes. Vor dem Hintergrund der eben genannten Aspekte steht im Fokus des Werkes die Skizzierung und der analytische Vergleich folgender vier soziologischer Gegenwartsanalysen, die als zentrale gesellschaftskritische Deskriptionen des postmodernen Zeitalters aufzufassen sind: Peter L. Bergers in den 1970er Jahren gemeinsam mit Brigitte Berger und Hansfried Kellner veröffentlichte Analyse mit dem Titel „Das Unbehagen in der Modernität“; Daniel Bells auch in den 70ern publizierte Konzeptionen der „postindustriellen Gesellschaft“ sowie der „postindustriellen Kultur“, in denen er ausführlich und kritisch die kulturellen Widersprüche des Kapitalismus beleuchtet; Ulrich Becks Mitte der 1980er Jahre kurz vor der AKW-Katastrophe von Tschernobyl verfasste zeitdiagnostische Bestandsaufnahme mit dem Titel „Risikogesellschaft - Auf dem Weg in eine andere Moderne“, in der er versucht, die globalen Gefährdungslagen des Atomzeitalters und die gesellschaftlichen Transformationsprozesse im Übergang von der Ersten zur Zweiten Moderne kritisch zu besprechen und zu analysieren; sowie Peter Gross 1994 veröffentlichtes Konzept der „Multioptionsgesellschaft“, in dem der postmoderne Multioptionalismus und dessen Konsequenzen bzw. Folgen ausführlich diskutiert werden. Im Rahmen des analytischen Vergleichs der vier vorliegenden Gegenwartsanalysen wird primär ersichtlich, dass trotz der Tatsache, dass die Zeitdiagnosen in unterschiedlichen Zeiträumen verfasst und differente „Bindestrichgesellschaften“ zur Beschreibung der Postmoderne verwendet wurden, ein kohärentes und schlüssiges Abbild der Postmoderne dargestellt wird.