Radardenker
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Die Benn-Befreiung: Nach den Jahren der Okkupation durch Lesering und Dozenten-Gehirn ist das Werk des Gottfried Benn wieder Teil der freien Welt. Unter dem Liebhaberjoch verkümmerte die späte Prosa des längst zum süffigen „Klassiker der Moderne“ herabgewürdigten Freischärlers aus Berlin-Schöneberg zur läppischen Fingerübung. Zu lange galt der alte Prosa-Benn als raunender Buddha und drolliger Stoiker im weißen Kittel. Der Autor Till Röcke zieht nun den Schlussstrich und schlägt Benns Prosa-Experiment der „Phase II“ aus der Konkursmasse einstiger Größe. Das Lyrik-Geschnatter erstickend, streicht Röcke die Züge eines unversöhnlich denkenden Dichters heraus, dessen primäres Anliegen nur ein Ausdrucksziel kennt: das der Zumutung. Mit dem Handgranatenring am Zeigefinger hält er den Griffel senkrecht. Nie wieder Rosenzucht. Kein Klebstoffschnüffeln. Die „Phase II“ ist ein Minimalprogramm der Sezession von allem, es kommt aus dem Dichter-Ich und greift aus in gesellschaftliche Sphären - und es harrt der Vollendung. Ein Programm als Vermächtnis des letzten Dichters und ersten Solitärs der Nachmoderne. Eine geballte Ladung Gottfried Benn. Till Röckes Traktat setzt den Zünder ein.