ÖkonomInnen in der Finanzkrise
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Die Finanzkrise ab 2008 bot nicht nur Anlass, das Wirtschaftssystem zu hinterfragen, sondern auch kritisch die Rolle zu analysieren, die ÖkonomInnen in der Wirtschaft einnehmen. Die meisten ÖkonomInnen verstehen sich heute als objektive Analytiker des Wirtschaftsgeschehens und teilweise auch als (modellbasierte) Prognostiker. Dem steht die Ansicht gegenüber, ÖkonomInnen auch als aktive Initiatoren wirtschaftlicher Entwicklung zu begreifen: Sie gestalten durch ihre Modelle z. B. Finanzmärkte und Finanzprodukte aktiv mit und haben deren Durchsetzung im wirtschaftspolitischen Prozess direkt gefördert. Dieses Spannungsfeld bot einen Anlass, die Rolle der deutschsprachigen ÖkonomInnen in der Finanzkrise ab 2008 zu hinterfragen. Das Ergebnis zeigt deutlich: Neben ihrer Rolle als Analytiker und Initiatoren dominierte der Versuch, Wirtschaftspolitik aktiv über Diskurse, Netzwerke und Initiativen zu gestalten - durchaus im Widerspruch zu ihrem Selbstverständnis. Dabei wurde die traditionelle Rolle der ÖkonomInnen als objektive Berater in Gremien weit überschritten. ÖkonomInnen bilden gezielt Netzwerke, lancieren ihre Auffassungen und Überzeugungen in den Medien und besetzen gleichzeitig weiterhin die traditionellen Schaltstellen zur Implementierung von Politiken. Das Ergebnis sind funktionierende und in Deutschland auch spezialisierte Machtblöcke, die die Rolle von Ökonomie als politischer Ökonomie deutlich bestätigen. Dieser Befund wird belegt durch eine detaillierte Analyse des Medienverhaltens der Ökonomen in deutschsprachigen Zeitungen und Zeitschriften von 2008 bis 2012 sowie eine Analyse der Netzwerke jener ÖkonomInnen, die sich medial Gehör verschafften und gleichzeitig an den zentralen Stellen von Beiräten, Gremien sowie Think Tanks agierten. Die Veröffentlichung ist das Ergebnis eines Forschungsprojektes, das 2011 und 2012 am Institut für die Gesamtanalyse der Wirtschaft der Universität Linz durchgeführt wurde, gefördert durch den Jubiläumsfonds der Österreichische Nationalbank.