Strahlen sehen
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Mit der Entdeckung von Radioaktivität und Röntgenstrahlung sowie Einsteins Lichtquantenhypothese formiert sich um 1900 eine „Ästhetik des Emanativen“, die auf die wissenschaftliche Wende hin zum Unsichtbaren reagiert. Deren sprach- wie wahrnehmungstheoretische Konsequenzen lassen sich bis in die gegenwärtige Wissenschaftskommunikation nachweisen. Der vorliegende Sammelband „Strahlen sehen – zu einer Ästhetik des Emanativen“ beleuchtet die Genese dieses bisher wenig beachteten Epistems aus einer transdisziplinären Perspektive. Markante Etappen der Geschichte des Emanationsbegriffs und seiner Strahlen-Metaphorik in Literatur, Philosophie und den Naturwissenschaften werden vor dem Horizont aktueller Debatten über ästhetische Präsenzeffekte betrachtet: Der Zusammenhang einer Poetik der Emanation mit einer Rhetorik der Macht steht dabei ebenso im Fokus des Erkenntnisinteresses wie die Imprägnierung ästhetischer Prozesse durch naturwissenschaftliche Erkenntnisse. Von der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Mystik bis hin zur Wiener Moderne um 1900 und ihrer gegenwärtigen Resonanz wird der kunst- und kulturhistorische Bogen gespannt.